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2015-07-18

DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND - Joyride

Nein, ich habe mir die Scheibe nicht wegen des furchtbar umständlichen Bandnamens gekauft!

Tatsächlich habe ich sie mir überhaupt nicht gekauft, was für meine Rezensionen in diesem Blog ja eher ungewöhnlich ist und normalerweise mit Weihnachten oder meinem Geburtstag zusammenhängt. Dieses Album erreichte mich jedoch unverhofft als Promo-CD.

Yeah, vielleicht endlich mal genüsslich einen derben Verriss in die Tastatur kotzen! (Kommt ja sonst selten vor, da ich mich immer bemühe, mir vernünftige Musik zu kaufen.)
Ob ich danach wohl ein schlechtes Gewissen habe?
Diese Frage muss ich vertagen, da es sich leider nicht um verrisstaugliches Material handelt.

Ich weiß schon durch den Briefumschlag, dass DBATICOTLH - was selbst abgekürzt noch ein furchtbar umständlicher Name ist - aus Österreich kommen, bin ansonsten jedoch beim folgenden Review durch keinerlei Informationen oder Vorkenntnisse abgelenkt.




DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND - Joyride (2015)

Schon beim ersten Hören stelle ich fest, dass mich dieses Album ganz gut bei einigen meiner aktuellen Hörgewohnheiten abholt, ohne dass ich es nach dem Motto "klingt genau wie XYZ" in eine eindeutige Schublade packen kann.
Dem furchtbar umständlichen Bandnamen nach würde ich annehmen, dass die Gruppe ursprünglich irgendwo aus der Gothic/Industrial-Ecke stammt, beides Richtungen, die hier zumindest in Fragmenten und der düsteren Grundstimmung herauszuhören sind.

Es dominiert jedoch ein trotz aller Dunkelheit lässig unterkühlter, psychedelisch spacetrippiger Sound, der mir besonders kompatibel zu nächtlichen Autofahrten in der Neonwüste erscheint. Das Cover und der Albumtitel "Joyride" sind also schon gerechtfertigt.

Ob die meist dumpf blubbernde und dröhnende Rhythmussektion eher organischen oder programmierten Ursprungs ist, kann ich ehrlich gesagt nicht eindeutig erkennen. In den Lagen darüber bleibt das Klangbild auf jeden Fall elektrolastig, enthält aber auch einige cool wabernde und solierende Gitarren.

Insgesamt fühle ich mich passagenweise sowohl an SQÜRL als auch an ein paar Future-Jazz-Scheiben aus meinem Regal erinnert, müsste ich es auf einen definitiven Vergleich runterbrechen, dann würde ich sagen, dass Der Blutharsch And The Infinite Church Of The Leading Hand mir noch am ehesten wie die Darkwave-Variante der Lumerians vorkommen.

Der punkige weibliche (Sprech-)Gesang scheint von Jarboe beeinflusst, erinnert mich bei vielen Stücken aber noch stärker an Rebecca Vernon von SubRosa.

Insgesamt muss ich sagen, dass mir die Scheibe zwar durchgehend gefällt, mir allerdings noch das finale Sahnehäubchen fehlt.

"Joyride" ist nämlich offensichtlich gewollt recht dumpf produziert, was ja durchaus funktionieren kann, wenn man z.B. wie bei "Ultraviolence" von Lana Del Rey die Klarheit von Gesang (und Gitarre) besonders herausheben möchte. In diesem Sinne wäre der Sound für mich hier auch ok, wenn jedenfalls ab und zu mal dann umso effektivere lichte Momente kämen, in denen sich z.B. ein lebendig klingendes Schlagzeug aus dem Sumpf freigroovt oder ein Song plötzlich zu einem schillernden Wall of Sound explodiert... Doch Auflösungen dieser Art kommen leider nicht, es ist von Anfang bis Ende gleichmäßig dumpf, so dass der Eindruck bleibt, dass hier im Mix unnötig Potential verschenkt wurde.

Dennoch bleibt "Joyride" immer noch ein durchaus gutes Album.

Als Medium der Wahl empfehle ich ungesehen Vinyl, welches *nachrecherchier* irgendwann nach dem Sommer erscheint - schon damit man den furchtbar umständlichen Bandnamen auf dem Cover überhaupt lesen kann.



Anspieltipps: Cold Freedom, Reach the Stars, Falling Out Of Time, Not Quite Evil

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