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2013-08-31

Wacken 2013 - Fotos

So, gerade noch rechtzeitig im August ist endlich der eine Film entwickelt, den ich in meiner Pinguin-Plastikkamera über das Wacken Open Air-Wochenende  verschossen habe!'

(Sorry Belle Starr, ich weiß dass ich eigentlich versprochen hatte, Dich auch mitzunehmen... nächstes Jahr bestimmt!)


Hier sind nun die Fotos vom Film, die ich nicht zeigen möchte, weil sie mir zu schlecht, unscharf oder unwichtig sind:








 

Die Bilder, die ich gerne zeigen möchte, enthalten u.a. einen weiteren Beweis für Jan Delays tatsächliche Anwesenheit ...


 ... die Aufklärung, was eure Töchter in Wacken wirklich getan haben ...


... und reichlich Gegenlicht für alle!



Zu sehen gibt es das komplette Album HIER AUF FLICKR!





Sommer, Sonne, Stadtpark - Ron Hank live (30.08.2013)

Ron Hank, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Helge Schneider, der halt besser als Name geeignet ist, wenn man als "Helge Schneider" auftreten möchte, hat zu seinem 58sten Geburtstag in Hamburg aufgespielt und es gab wie erwartet wieder eine volle Ladung quälend amüsanter Jazzclownerei.

Die Band war großenteils eine andere als letztes Jahr - als besonderes Highlight war Peter "Der Nasenmann" Thoms an den Percussions mit dabei - und es war natürlich etwas weniger Best-of-Programm, da Ron ja mit "Sommer, Sonne, Kaktus" diesmal auch ein aktuelles Studioalbum im Gepäck hatte, von dem einige Stücke vertreten waren, u.a. gleich zu Beginn die großartige Sprachfehlerversion von "Mister Bojangles".

Mit etwas weniger ausschweifenden Erzählungen wäre vielleicht auch Platz für zwei Lieder mehr gewesen, aber die zähen Unsinnspassagen gehören nunmal ebenso wie der traditionsbewusste Jazz zu einem Ron-Hank-Konzert dazu.

Kurz und bündig: Es war wieder große Klasse!

Einzige Minuspunkte: Dieser besoffene Teenager, der im zweiten Block ausgerechnet hinter mir sein gesamtes Umfeld nerven musste und das sehr stille Wetter, welches in den Pausen immer wieder das stumpfe Umpfumpfumpfumpfumpf der Malleschlagerparty auf der anderen Seite des Stadtparks hinüberschallen ließ.

Ansonsten genügt es wohl zu sagen, was der Meister den anwesenden Journalisten in die Notizblöcke diktiert hat:

"Helge Schneider im Stadtpark. Es war sehr schön."

2013-08-26

DIE ÄRZTE / ÄRZTIVAL Bremen (live am 24. August 2013)

Lang lang war mein letztes DIE ÄRZTE-Konzert her... die Tour zur "Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer!" war das, für die Älteren, die sich noch dran erinnern. ;)

Es war also allerhöchste Zeit, die beste Band der Welt mal wieder bei dem zu beobachten, was sie am besten kann, auch wenn dies eine zweistündige Autofahrt nach Bremen zum sogenannten "Ärztival" auf der Bürgerweide bedeutete.

Da wir noch ein zuviel gekauftes Ticket loswerden mussten, waren wir pünktlich zum Einlass dort.

Die erste Band des Abends sahen wir jedoch trotzdem nicht, weil wir Hunger hatten und uns gegen Festivalfraß und für bremer Lokalkolorit entschieden. Die nächsten Restaurants hatten noch nicht geöffnet oder Urlaub, also landeten wir bei einem Imbisswagen am Supermarkt, der uns zunächst mit seinem nicht gerade rasanten Zubereitungstempo, dann allerdings tatsächlich mit einer großzügig portionierten 1A-Currywurst mit sehr leckeren Pommes überraschte. Und eine Bonuswurst, die unsere Vierergruppe sich teilen konnte, gab es noch obendrauf! Kulinarisch war der Tag so schonmal ein voller Erfolg.

Musikalisch ging es dann auf dem Festivalgelände, das wir zum Glück betreten durften, weil wir keine verbotenen Gegenstände wie professionelle Kameras, Pyrotechnik oder Nazis dabei hatten, in die Punk-Zeitmaschine. Diese führte uns zum 28. Februar 1996. Da hatten wir die UK Subs nämlich zuletzt bei uns um die Ecke im "High Noon" in Schenefeld gesehen. Und damals gab es die Gruppe auch schon zwanzig Jahre. Echter Blaupausen-Punk also. Irgendwie ganz cool, aber doch noch weit vom Misfits/Danzig-Konzert neulich in Wacken entfernt. Zu lange durfte der Auftritt nicht werden, und das tat er auch nicht.

Apropos Wacken: Sönke und ich haben festgestellt, dass es für uns ein ziemlich absurdes Gefühl ist, aufgrund unserer T-Shirts mit "Ey geil, Du warst ja Wacken!" angesprochen zu werden. Als ob das etwas besonderes wäre... Hier in der Gegend vergeht schließlich kaum ein Tag, an dem man nicht Leute wirklich aller Altersschichten mit  Fan- oder Crew-Shirts vom kleinen Jazzfest um die Ecke sieht.

Aber zurück nach Bremen: Dort enterten vier bezaubernde Norwegerinnen zu fünft* die Bühne, spielten und tauschten wie blöde einen Riesenhaufen Instrumente (Bass-Balalaika, Banjo, Keyboard, Drums, Trompete usw.) und fabrizierten dabei einen sehr unterhaltsamen Mix aus Country, Polka und allen anderen Folkmusikarten, Punk, Pop und Rockibilly und wasweißich, gekrönt von tollem mehrstimmigen Gesang. Tolle Gute-Laune Musik, stellenweise ganz schön überdreht vorgetragen. Name: Katzenjammer
Merken!

(*eine ziemlich schwanger, "Yes, so I had sex.")


Schon um halb neun - Open Airs mitten in der Stadt müssen ja zeitig Schluss machen - wurde es dann Zeit für die Gastgeber des Abends. Die Ärzte betraten eine von aufblasbaren Gwendolines gesäumte, unterhaltungselektronisch perfekt ausgestattete Bühne (= tolle Light- und Leinwandshow) und taten genau das, was alle von ihnen erwarteten. Außer "Cpt. Metal" zu spielen leider. Naja, als Trost gab es jedenfalls "Dauerwelle vs. Minipli".

Ansonsten bot das Set aber eine gute Mischung aus alt und neu, ohne-geht-nicht und kleinen Überraschungen. Insgesamt waren es beinahe drei Dutzend Songs, inklusive spezieller Arrangements, sogar ein paar Rockstar-Soli und *ähem* Jazzeinlagen und der üblichen niveautechnischen Grenzwertunterschreitungen. FarinBelaRod waren super drauf, die weiblichen Fans sehr brustentblößungsfreudig, Sound und Wetter stimmten auch...  was will man mehr?

Es gibt doch nichts besseres zu tun, als sich Die Ärzte anzuschauen!


Setlist:

  1. Wie es geht
  2. 2000 Mädchen
  3. Bettmagnet
  4. Hurra
  5. Tamagotchi
  6. Lasse redn
  7. Ist das noch Punkrock?
  8. Geld
  9. Deine Schuld
  10. Perfekt
  11. Waldspaziergang mit Folgen
  12. Nie wieder Krieg, nie mehr Las Vegas!
  13. Lied vom Scheitern
  14. Wir sind die Besten
  15. Heulerei
  16. Sohn der Leere
  17. Anti-Zombie
  18. Das finde ich gut...  1/2 Lovesong
  19. ZeiDverschwÄndung
  20. Westerland
  21. Fiasko
  22. Ignorama
  23. Schrei nach Liebe
  24. Unrockbar
  25. Der Graf
  26. Rebell
  27. Junge
  28. Himmelblau
  29. Alleine in der Nacht
  30. Sweet Sweet Gwendoline
  31. TCR
  32. Zu spät
  33. Dauerwelle vs. Minipli
  34. Gute Nacht


2013-08-25

THE WINERY DOGS - The Winery Dogs

Beim Fazit meiner stets unfehlbaren Tonträgerrezensionen habe ich mich dieses Jahr ja schon mindestens zei Mal weit aus dem Fenster gelehnt. So kürte ich David Bowies "The Next Day" frühzeitig zum besten internationalen Top-1-Album, ohne beispielsweise Black Sabbaths "13" überhaupt auf dem Zettel zu haben.

Genau wie Autopsy mit "The Headless Ritual" sind Ozzy und Co. zudem ernsthafte Mitbewerber um den Titel Metal-Album des Jahres, zu welchem ich bereits das im Januar erschienene "Target Earth" von Voivod erklärt hatte. Daran ist auch nach wie vor nichts zu rütteln, trotzdem zeigt es mir, dass ich mit den Superlativen vielleicht doch lieber bis zum Beginn des folgenden Jahres warten sollte.

Aber mit der Lernfähigkeit ist es im Zustand der Begeisterung so eine Sache...

Hier ist es, das (fett und GROSS geschrieben!) ROCK-Album 2013:



THE WINERY DOGS - The Winery Dogs (2013)

Nachdem Mike Portnoy in der nach wie vor nicht allzu langen Zeit seit der Trennung von Dream Theater in irgendeiner Form gefühlt mit jedem zweiten Musiker der Prog-Oberklasse zusammen gespielt hat, hat er nun nach eigener Aussage zusammen mit Monsterbassist Billy Sheehan und Gitarrist/Sänger Richie Kotzen in The Winery Dogs seine neue Heimat gefunden.

Wollen wir es hoffen! Denn was die drei auf dem selbstbetitelten Debütalbum bieten, sprengt die herkömmliche Erwartungshaltung an eine "Supergroup".

Dabei ist die Formel eigentlich ganz simpel: Drei Supermucker, die theoretisch so ziemlich alles spielen könnten, kloppen einfach mal einen Haufen frischer, knackiger, melodiöser Rocksongs raus.

Die Basis des Sounds bilden dabei die ganzen Klassiker wie Jimi Hendrix, Led Zeppelin und manchmal natürlich auch (aber längst nicht so stark wie in allen Portnoy-Kooperationen mit Neal Morse) die Beatles.
Jedes Bandmitglied ist zu jeder Minute mit seiner ganzen Persönlichkeit zu erkennen, alle hauen sie mit ihren Fähigkeiten enorm auf den Putz und ordnen sich dabei doch dem Song unter. Portnoy bleibt auch mit einem für seine Verältnisse winzigen Drumkit Portnoy, und niemand auf der Erde spielt und klingt auf dem Bass wie Sheehan.

Die absolute Wunderwaffe ist allerdings Richie Kotzen, dessen Fähigkeiten als Songwriter dieses Album von sehr gut auf sensationelles Niveau hieven. Und diese Stimme erst! Die bluesige Seite von Robert Plant trifft Chris Cornell und den Soul von Glen Hughes und manchmal sogar den funkigen Prince.

Apropos Hughes: Wenn es eine Scheibe gibt, an die mich das Winery Dogs-Debüt in vielerlei Hinsicht erinnert, dann ist es dessen großartiges "Building The Machine": das Feeling, die powervolle bassgetriebene Rhythmus-Sektion, die erwähnten stimmlichen Qualitäten - also wer "Building The Machine" liebt, der muss dieses Album haben! Und jeder der auf ROCK (fett und GROSS geschrieben) steht, ebenso.

Einzelne Song rauszustellen und zu sezieren, spare ich mir, auch wenn die enorme Bandbreite dies erlauben würde. Reinhören! Kaufen! Rockgeschichte erleben!






Anspieltipps: Not Hopeless, The Other Side, Desire, The Dying, Time Machine

2013-08-21

JAMES LABRIE - Impermanent Resonance

Bald kommt die neue Dream Theater, da ist es doch an der Zeit vorher zum Aufwärmen noch ein paar Scheiben  aus dem DT-Dunstkreis durchzureviewen.

Den Anfang macht Frontmann James LaBrie, der Ende Juli mal wieder ein ganz schönes Brett Musik auf die Welt losgelassen hat:


JAMES LABRIE - Impermanent Resonance (Limited Edition) (2013)

Beim Soloprojekt eines Sängers ist der Vergleich mit dem Hauptbrötchengeber natürlich unvermeidlich.

Dabei präsentiert sich hier mit weitgehender personeller Konstanz über nun drei Alben und dem festen Songwriting-Duo Matt Guillory / James LaBrie eigentlich eher eine "richtige" Band. Auch die Tatsache, dass sowohl der Keyboarder als auch der mit seinen Death Metal-Grunts das Album sogar eröffnende Drummer Peter Wildoer gesanglich sehr prominent vertreten sind, bestärken den Eindruck, dass es hier nicht darum geht einen Solo-Star zu präsentieren. Auch wenn man sagen muss, dass Herr LaBrie sein gesangliches Potential hier noch etwas mehr nutzt als bei Dream Theater, zumindest durchschnittlich betrachtet.

Aber da sind wir auch schon beim Vergleich: JL ist eine Ecke härter als DT, gleichzeitig aber auch hooklastiger und teilweise sogar poppiger. Das instrumentale Niveau ist natürlich ebenfalls sehr hoch, es gibt allerdings keine epischen Frickelausflüge, sondern knackig direkte Vier-Minuten-Stücke.
Der Gesangsmeldodien wirken ein bisschen frischer als oft bei DT, wo Stimme und Texte im Kompostionsprozess wahrscheinlich erst später eine Rolle spielen.

Ich kann - ohne den Standpunkt zwangsweise teilen zu müssen - schon durchaus nachvollziehen, warum viele Metalfans James LaBrie mittlerweile seiner Hauptband vorziehen.
Der stilistische Unterschied ist  aber eigentlich groß genug, um den direkten Vergleich müßig zu machen.

Die vielzitierte Formel "Göteborg Metal trifft Prog" passt im Großen und Ganzen schon ziemlich gut.
Eigentlich gehören jene Bands, die auf ähnliche Weise modernen Hochglanzrefrainpopmetal mit Death/Thrash-Wurzeln spielen, ja nicht zu meinen Favoriten. Ich wundere mich da eher, dass die Leute darauf sooo abfahren.

Ob der Sänger den Unterschied macht? Nein, nicht nur. Auch die Arrangements sind einwandfrei und das Keyboardkitsch-o-Meter schlägt nicht oft und nie zu stark aus.

Ein paar schwächere Momente kommen über die zwölf (Special edition: vierzehn) Songs zwar schon vor und die ganz großen Momente für die Ewigkeit, von denen fast jedes Dream Theater mindestens einen bereithält, gibt es auch nicht zu hören. Insgesamt ist "Impermanent Resonance" dennoch ein straightforward abrockendes und doch detailverliebtes, Laune machendes Werk, welches sich gleich mit vielen Würmern in meinem Ohr festgesetzt hat.

Gutes Album!

Anspieltipps: I Will Not Break, Agony, Letting Go, Back On The Ground

2013-08-15

HELGE - Sommer, Sonne, Kaktus

Halt! Halt! Nicht gleich weiterklicken, ihr engstirnigen Szenewächter!

Don't judge an album by its single!



HELGE - Sommer, Sonne, Kaktus (Deluxe Edition) (2013)

Klar, der Song "Sommer, Sonne, Kaktus!" der Grindcore/Avantgarde-Gottväter Helge bedient sich ganz offensichtlich bei der Neuen Deutschen Härte. Das ließ bei vielen alten Fans natürlich die Alarmglocken schellen. Haben die Altmeister sich an den alten Punkerspitznamen ihres Drummers, "Knete", erinnert und wollten nun mit dem gleichnamigen Album etwa schnell bei Generation Oomph! eincashen?

Ich sage: Macht euch keine Sorgen! Es bleibt bei diesem einmaligen Ausflug in Rammstein-Gefilde. Schon mit dem zweiten Track "Nachtigall, Huh" wird klar, wo der Kaktus den Stachel hat. Nach langer Zeit hat sich für die Aufnahmen endlich wieder die Originalbesetzung aus den frühen Achtzigern zusammengefunden, und die beiden Bandköpfe, die sich in bester Ramones-Manier beide Helge Schneider nennen, wissen wie ihre Mitstreiter Helge Schneider, Helge Schneider und Helge Schneider ganz genau, wo ihre Stärken liegen und was die treue Fanbasis erwartet.

Trotzdem ist "Sommer, Sonne, Kaktus!" keine uninspirierte Retro-Scheibe geworden. Das liegt zum einen daran, dass Helge ihre ureigene Kombination aus Grind/Crust, Hardcorepunk und experimentellen Sounds nach wie vor so frisch spielen als hätten sie den Stil gerade erst erfunden. Wobei "frisch" angesichts der wie immer sehr sperrigen und unbequemen Ausrichtung vielleicht nicht ganz das richtige Wort ist.

Und zum anderen gibt es da eben doch ein paar überraschende Ausreißer. Neben dem Titeltrack sind dies vor allem diverse Coverstücke, in denen einer ganzen Reihe - teils überraschender - alter Helden gehuldigt wird: "Mr. Bojangles" von Iggy Pop, "Somewhere Over The Rainbow" von Throbbing Gristle, "Love For Sale" von Frankie Goes To Hollywood und last but not least "It Ain't Necessarily So" von den Butthole Surfers.

Alles in allem ein großes, relevantes Album!

Fans kaufen es sowieso, aber wer auf das aktuelle Soloalbum von Phil Anselmo, die letzte Napalm Death und ganz allgemein Edith Piaf und Ike Turner steht, der kann mit "Sommer, Sonne, Kaktus!" eigentlich nichts verkehrt machen.


Die "Deluxe Edition" enthält als Bonus noch eine DVD, deren Kernstück eine 18 Minuten lange Dokumentation der desolaten Zustände im Krisenland Spanien ist. Unterlegt mit der Musik der englischen Wahl-Madrilenen Helge trifft dieser Film genau ins Herz der wirtschaftlichen wie menschlichen Katastrophe unserer Zeit und unterstreicht einmal mehr den politischen Anspruch der Band. Beeindruckend!


Anspieltipps: I'm Coming From The USA, Mr. Bojangles, Sommer Sonne Kaktus!, With Love In My Fingers (Say It With Love)

2013-08-09

WACKEN 2013 - More of that Jazz!

Feiner Jazz war das wieder!


Aber zunächst einmal zum Wetter, welches letztes Jahr ja ein großes Thema war.

Diesmal gab es keinen Kampf gegen den schlammigen Untergrund, nein ganz im Gegenteil:

Es war tagsüber überwiegend heiß und wolkenlos trocken. Zum Glück wehte meistens noch eine leichte Brise frischer Wind, sonst wäre es noch schweißtreibender geworden. Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr musste man aber schon achten. Und Sonnenschutz war auch zu empfehlen. Ansonsten ziehe ich diese Art Wetter dem Schlammchaos vom Vorjahr doch deutlich vor.
Am Samstag Nachmittag schaute dann aber doch noch ein heftiges Regenband vorbei. Die Presse soll ja schließlich nicht ohne ihre Wacken-Schlammschlacht-Klischeebilder auskommen!

Ok, ich habe auch ein paar davon gemacht. Wird allerdings noch eine Weile dauern, bis der eine Film, den ich mir traditionellerweise in meine lustige Pinguinkamera gepackt habe, entwickelt ist.
Bei den Ordnern sorgte die Knipse übrigens nur für Belustigung und leichte Verwunderung. Von idiotischen Begegnungen am Einlass bin ich dieses Jahr tatsächlich mal verschont geblieben.

Überhaupt gibt es wenig Kritik zu üben. Das Hauptproblem ist für mich nach wie vor der von mir jedes Mal aufs neue beklagte, eklatante Kreativitätsmangel bei der Zusammenstellung des Billings.

Man kann ja nicht einmal Witze darüber machen, dass nächstes Jahr zum fünfundzwanzigsten Jubiläum bestimmt wieder Avantasia kommen. Tut man dies nämlich, kommen "schwupps* die ersten Ankündigungen für 2014 und natürlich sind neben diversen anderen Dauergästen Avantasia dabei!
Hatten die nicht versprochen aufzuhören? - Ja, aber was diese Versprechen seit Scorpions, Running Wild usw. wert sind, wissen wir ja...
Ich könnte auch schon wieder damit anfangen, welche Bands und Genres seit Jahrzehnten vernachlässigt werden, aber auf mich hört ja doch niemand. ;)

Dabei sind die Veranstalter ansonsten wirklich lernfähig. Man schaue sich nur mal all die Änderungen der letzten Jahre an. Alles was den Leuten am vielzitierten "Zirkus" zu viel ist, wie z.B. Wrestling, Wet-T-Shirt-Contests, Feuerprollshow usw. schrumpft doch innerhalb von ein, zwei Jahren wieder auf ein erträgliches Maß zusammen oder verschwindet ganz. Das Wackinger-Gelände, welches letztes Mal unter einem lieblosen Durchlaufstationscharakter litt war z.B. diesmal auch wieder besser strukturiert. In diesen Dingen sieht man immer wieder deutlich, wie auf Kritik eingegangen und über Probleme nachgedacht wird.
Von daher gehe ich mal davon aus, dass den Machern das Booking-Problem durchaus selbst bewusst ist, sie aber einfach in Veträgen mit Labels und Agenturen gefangen sind und gar nicht anders können.


Das ist natürlich unbelegte Spekulation. Jetzt halte ich mich lieber an das, was ich sicher weiß, nämlich wie ich meine vier Festivaltage erlebt habe.

Grundsätzlich war der Ablauf jeden Tag, mir zunächst in Schenefeld ein Tetrapack Saft zu besorgen, um die ersten paar Luxusgetränke in Wacken zu sparen, dann meinen Bruder aus Mehlbek abzuholen, und dann offiziell ein paar nette wackener Einheimische zu besuchen, bei denen wir parken durften. Und nachts ging es dann wieder unter die heimische Dusche und ins richtige Bett. Auf Diskussionen, ob das noch Metal ist, lasse ich mich übrigens nicht ein. Man bleibt so auf jeden Fall eher auf dem Festivalgelände und sieht mehr Bands, als wenn man den ganzen Tag auf dem Campingplatz versauert.


Mittwoch:

Mittlerweile kann man ja schon einen Tag vor eigentlichem Festivalbeginn durchgehend Konzerte besuchen. Ich habe allerdings noch normal gearbeitet und es deswegen bei einem Einstimmungsbesuch am Abend belassen. Zunächst einmal hieß es, die Bändchenausgabe zu finden (warum nicht mehr am dorfseitigen Eingang?) und für die Full Metal Bag anzustehen, in der es diesmal übrigens überraschenderweise mal kein Frei.Wild-Merchandising zu finden gab! Dafür war mein Beutel aber total durchnässt, so dass ich alle Sachen aus Papier, die ich ohnehin weggeschmissen hätte, gleich wegschmeißen musste. Zum Glück ist die Regenjacke ja eingetütet, und die war auch das einzige, was ich an den folgenden Tagen sicherheitshalber dabei hatte.

Um 20:00 Uhr feuerten Russkaja auf der Wackinger Stage dann mal wieder ordentlich "Energia" ins Publikum. Mehr Partystimmung als bei diesem verrückten Russenska-Kollektiv ist wohl kaum möglich.


Nachdem Russkaja gezeigt hatten, wie es geht, wanderten wir unvermittelt ins Fremdschäm-Epizentrum, wo uns MegaBosch auf beeindruckende Weise zeigten, wie es nicht geht.

Es ist eine Sache, auf einem auf postapokalyptisch getrimmten Container mit Käfig fürs Schlagzeug und GoGos einen auf Möchtegern-MadMax zu machen und dabei schlechte Musik mit noch schlechterem Prollgesang plus peinlichen Texten ("Es ist so geil, jetzt hier zu sein! Es ist so geil! blabla geil blubb geil... geil") zu spielen. Aber wenn man dann das eher verhalten reagierende Publikum auch noch fragt, ob es all das, was hier geiles aufgebaut wurde, denn auch genauso geil wie man selbst findet... aua.
Es wird sicherlich noch eine Weile dauern, bis ich das Wort "geil" wieder ohne Fremdschämtrauma hören und benutzen kann.


Donnerstag:

Mein Konzerttag begann vor der Doppelbühne im Zelt mit den sehr unterschiedlichen Metal Battle-Gewinnern aus Polen und Japan. Gnida bretterten brutalen Oldschool-Deathgrind in die Riesensauna und mein Bruder und ich waren uns einig: Das war guter Jazz!

Im Auto hatten wir nämlich einen USB-Stick als DJ, auf dem ich u.a. Jaco Pastorius, George Benson, Passport und jede Menge verwandtes Zeug gespeichert habe. Daraus war also gerade der Running Gag entstanden, alles in Wacken als Jazz zu bezeichnen.

Und was machen die Wahnsinnigen von Mysterious Priestess aus Japan? Beginnen ihr Set natürlich mit einem lupenreinen Jazz-Intro und machen uns so unseren Insiderwitz kaputt!
Die sehr jung wirkende Band wurde aber auch nach dem Intro für Normalmetaller nicht unbedingt zugänglicher, sondern frickelte einen stilistisch absolut schmerzfreien Over-the-top-Progmetal mit blackmetaleskem Gesang, in dem gerade Takte hohen Seltenheitswert hatten. Technisch erstaunlich versiert und von den Arrangements her stark übertrieben, sorgten Mysterious Priestess für genauso belustigte wie beeindruckte Verwunderung. Es gibt schlechtere Publikumsreaktionen, siehe MegaBosch...


Die weiteren Highlights spielten sich dann im Infield ab. Von Annihilator wusste ich eigentlich nicht viel mehr, als dass sie Kanadier sind, Thrash Metal spielen, und das Jeff Waters gerne rote V-Gitarren benutzt. Nun weiß ich auch, dass sie live richtig grmmpf... geil sind (aaargh, verschwindet aus meinem Kopf, MegaBosch!). Vor allem den Gesang fand ich sehr überzeugend.


Apropos überzeugender Gesang: Den gab es dann auch bei den ganz klassischen Hardrockern von Thunder, die ich als Teenager bestimmt doof gefunden hätte. Aber man entwickelt sich ja zum Glück weiter. Der Stoff zum totalen Ausrasten war es zwar nicht, doch sehr gut gemacht und eine passende Einstimmung auf die danach auftretende Legende Deep Purple.

Was soll ich zu Deep Purple groß schreiben? Viel Hammond, viel Blues, lange Soli, riesige Hits, ohne die Rock- und auch Metalwelt eine andere geworden wäre... Legenden bei der Arbeit eben. Bin sehr froh, sie endlich mal gesehen zu haben. Jazz at its finest!



Danach kam dann der Night-to-remember-Headliner Rammstein.

Als echter Metalfan sollte ich Rammstein ja hassen, weil die ja gar kein Metal sind, sondern nur laute, riffbetonte, harte Stromgitarrenmusik mit provokanten Texten spielen, also lupenreinen... ihr wisst schon... Jazz. Und das dann auch noch auf der "True Metal Stage"! Sakrileg!

Und als Laibach-Fan müsste ich über Rammstein, deren musikalische Identität zu großem Teil auf dem "Opus Dei"-Album der Slowenen beruht, eigentlich nur milde lächeln.

Mache ich aber nicht. Natürlich ist es komisch zu sehen, wie prominent das Laibach-Kreuz hier geborgt wird, und natürlich liegt die inhaltliche Substanz beider Gruppen Welten auseinander.

Aber man muss Rammstein einfach zugestehen, dass sie große Entertainer sind (Laufband für den Keyboarder = bester Bühneneffekt des Festivals) und mittelerweile auch so einige feine Songs im Repertoire haben. Ich würde sie mir zwar nach wie vor nicht auf einem regulären Tourkonzert anschauen, aber gut gefallen hat's mir schon.
Und das sage ich, obwohl ich sie nicht wirklich unter idealen Umständen gesehen habe. Wir hatten nämlich nach Deep Purple die blöde Idee, uns vom linken Teil des Infields mehr in die Mitte zu bewegen und gerieten so in eine der fiesesten Menschenquetschen, die ich auf dem Open Air je erlebt habe. Da half nur, nach hinten raus zu flüchten und es außen herum zu versuchen. Und weil die Leute in der Mitte so dicht gedrängt standen und nachdrängelten, hieß "außen herum" nicht im hinteren Teil des Infields entlang zu gehen oder über den Vorplatz, sondern tatsächlich einen Bogen bis über den Campingplatz zu spannen!
Den Rest des Konzertes haben wir dann aber aus der ersten Reihe erlebt - der ersten Reihe des Movie Fields allerdings, wo es ein paar Songs dauerte, bis man den Sound einigermaßen verstehen konnte. Aber wie gesagt, mir gefiel es trotzdem.

Und dann war da natürlich noch der in der medialen Nachbetrachtung oder auf lächerlichen facebook-Seiten wie "Wacken ist kein Heavy Metal" (*mimimi*) vollkommen übergewichtete Auftritt von Heino.
Die Zeit die ich gebraucht habe, um zu überlegen, ob ich darauf überhaupt eingehe plus die Zeit, die ich nun tippe ist ja schon länger, als die zwei Drittel von "Sonne", die der Mann da auf der Bühne stand. Im Kontext einer Band, die textlich desöfteren mit schwermütiger volkstümlicher Romantik kokettiert, kann ich mir viele unlogischere Bühnengäste vorstellen. Und handwerklich besser als der - im Verhältnis zu den Leuten, die ihn tatsächlich miterlebt haben - noch viel übergewichtetere - Auftritt von Roberto Blanco 2011 war er auch.
Ich sage also heute wie damals: Kirche --> Dorf!

Viel erwähnenswerter finde ich den Abschluss des Konzertes, als Till Lindemann auf einer Kanone reitend Schaum in die Menge spritze und es Konfetti regnete. Eine Minute später sprang nämlich mein Bruder plötzlich auf, und lief zehn Meter davon und fing einen einsamen Konfettischnipsel, der den ganzen weiten Weg über das komplette Infield bis zu unserer ersten Reihe zurückgelegt hatte. Was für ein Andenken!
Als ein Fan neidisch wurde, hat er es aber ganz großherzig in der Mitte geteilt.


Freitag:

Die "True Metal Stage" war u.a. Powerwolf, Sabaton und Doro sei Dank an diesem Tag komplett verbotene Zone.

Dafür hatte es unser erster Programmpunkt auf der "Black Stage" um halb zwei hatte gleich in sich: Einmal Hirn durchschütteln mit Gojira bitte! Wenn es eine (relativ) junge Band mit absolut eigenständigem Signatursound auf dem Festival gab, dann waren es die Franzosen. Brutal, präzise und immer mit dieser leicht schrägen, intensiven Grundstimmung. Schwer zu beschreiben, manchmal auch schwer zu begreifen, aber ganz großes, unkonventionelles Kino!

Danach schauten wir mangels Pflichtterminen mal, wer so im Zelt spielte: Dr. Living Dead bretterten mit Totenkopfmasken und Mike-Muir-Bandana ein an D.R.I. erinnerndes Hardcore/Thrash-Brett. Nett.

Die Kamikaze Kings hatten sich angeblich sowohl dem Rock'n'Roll als auch dem Metal verschrieben, müssen aber dummerweise mal irgendwo gelesen haben, dass GoGo-Tänzerinnen, 80er-Jahre-Bühnenoutfits und testosterontriefende Sexprolltexte zwingend dazugehören. Klar, das ist alles auch ironische Partymasche, aber wenn man nur verwundert davor steht und sich nicht sicher ist, ob das da freiwillig oder unfreiwillig komisch ist, dann ist da ganze doch noch überarbeitungswürdig. Acht Punkte auf der MegaBosch-Geilheitsskala.

Besser wurde es mit Black Messiah, obwohl sich mir die ganze Musikrichtung Pagan Metal nach wie vor nicht erschließt. Deutschsprachiger Röhrgesangsfolk trifft Black Metal. Aber warum zum Henker tut er das?
Gerade die Teufelsgeigerpassagen fand ich aber schon witzig. Und die Einsicht des Sängers, dass ein Fell als Bühnenklamotte in einem derart heißen Zelt nicht die beste Wahl ist.

Danach kam die einzige kleine Enttäuschung für mich. Henry Rollins erzählte bei seinem Spoken-Words-Auftritt nämlich zu großen Teilen die gleichen Sachen wie letztes Jahr, als er seine Predigt allerdings sogar noch besser auf den Punkt brachte. Ich hätte wirklich gedacht, dass der Mann noch mehr Geschichten auf Lager hat. Trotzdem blieb ich sitzen. Man braucht schließlich auch mal etwas Pause, um sich zu sammeln für den Rest des Tages.

Zurück zur "Black Stage" - New York! Hardcore! Agnostic Front! Nackenbrecherpogojazz! Sehr gut!


Manchmal ist er einem ja schon etwas zu immer und überall, aber dieses Jahr musste auch mal wieder ein kompletter Auftritt von Mambo Kurt im Biergarten sein. Und jungejungejunge artete das aus! Mambos Heimorgel und Gameboy rockten so dermaßen ab, dass sogar die Massen vor der Hauptbühne, auf der Sabaton spielten, mitgingen! So sah es jedenfalls manchmal aus - ein kleiner eingebildeter Sieg in der David-gegen-Goliath-Klangschlacht der kleinen Biergartenbühne mit  der gigantischen "True Metal Stage".
Der Mann in beige enttäuscht eben nie. Jazz ist Trumpf!

Nach dieser Party ging's erstmals zur "Party Stage", auf der die alten Haudegen von Corvus Corax (waren schon Mittelalter bevor es hip wurde) kräftig in den den Dudelsack und diverse andere Eigenbau-Instrumente bliesen.
Dieses Mal hatten sie tatsächlich kein Orchester dabei, wurden dafür aber bei vielen Stücken von der Taiko-Gruppe Wadokyo auf japanischen Riesentrommeln unterstützt. Wie immer machmal mit Längen durch zu viele Wiederholungen, insgesamt aber sehr mächtig und sehenswert.





Nun war es aber schon fast halb elf - höchste Zeit für METAL Jazz!

Vorher bekam ich allerdings doch einen whoooooooooyeahhhgeiltollwichtigen VIP/Presse-Ausweis geschenkt. Ohne dazugehöriges Band hat der zwar keinen praktischen Nutzen, ist aber trotzdem hübsch.


Im proppevollen Zelt gab sich das kanadische Kult-Trio Anvil die Ehre. Im Gepäck hatten Lips und Co. Klassiker wie "Winged Assassins", "Mothra" und "Metal on Metal", neue Stücke von "Hope In Hell" und einen Höllenpanzer voll Metalklischees wie viel zu langer Gitarrensoli (natürlich mit Dildo) und dem obligatorischen Drumsolo, eingebettet in das "Juggernaut Of Justice"-Instrumental "Swing Thing".
Doch so ungerecht es manchen anderen Bands gegenüber auch sein mag - Anvil dürfen das!
Und zwar nicht nur, weil sie es einfach irre gut machen, nein. Kaum eine andere Band strahlt solche ehrliche Freude am Metal aus und das springt ins Publikum über. Highlight des Tages!

Übrigens - ganz ohne Scheiß eine Original-Ansage von Lips:
"Enough with this Blues and on with the Jazz!"


Samstag:

Da ich am Vortag ja bei Corvus Corax gewesen war, hatte ich vom - aus gesundheitlichen Gründen - vorzeitig abgebrochenen Motörhead-Auftritt nichts mitbekommen.

Als Ausgleich dafür hatte ich nun das vergleichsweise exklusive Vergnügen beim Spoken-Word-Auftritt von Anthrax-Gitarrist Scott Ian zugegen zu sein. Neben ein paar Verwechslungsanekdoten und einer kleinen Fragestunde bestand sein Auftritt in erster Linie aus der von Comiczeichnungen unterstützten, epischen Erzählung seiner ersten Begegnung mit Lemmy in einem londoner Pub und deren Folgen. Sehr lustig war es - und wir haben etwas gelernt: Lädt Lemmy Dich zu einem Drink ein, sage niemals "I'll have what you're having."

Nach etwas Überbrückung durch Die Apokalyptischen Reiter, mit denen ich nach vor nur so mittelviel anfangen kann, gab es eine amtliche Death-Metal-Volldröhnung mit Lamb Of God, was allerdings in meiner Erinnerung eher eine untergeordnete Rolle spielt. Genauso heftig wie die Mucke krachte nun nämlich der Regen auf uns ein! Schnell rein in die schwarze Regenjacke - und gleich ein großes Loch vorne hineingerissen, weil ich meine Mütze vor einem Windstoß retten musste. Dennoch war der Schutz besser als nichts und wir hatten weiterhin unseren Spaß.
Das Abtrocknen ging dann auch relativ schnell, nur an den Füßen blieb Sportschuh sei Dank dieses feuchtpelzige Gefühl, gerade neues mikroskopisches Leben zu erschaffen.

Als Anthrax um siebzehn Uhr mit "Among The Living" und "Caught In A Mosh" ihre Thrash-Metal-Party starteten, konnten die Umstände gar nicht besser sein: Gute Laune, Sonnenschein und diverse Schlammpits, in denen sich jene Fans suhlten, die eh nicht mehr dreckiger werden konnten. Aber ihr kennt ja die Klischee-Fotostrecken. ;)
Die Band jedenfalls ging richtig ab, vor allem Joey Belladonna war in Topform. Und wer "I Am The Law" und das Joe Jackson-Cover "Got The Time" im Gepäck hat, gewinnt ja sowie immer. Müsste ich mich für einen Lieblingsauftritt beim diesjährigen W:O:A entscheiden, dann wären Anthrax wohl unter den beiden Spitzenkandidaten!

Wer war Kandidat Nr. 2? Der kommt noch noch...

Doch zunächst einmal ging es gleich weiter mit dem ebenfalls sehr sehr geilen (puh, ich musste schon fast gar nicht mehr an MegaBosch denken...) Konzert von Danzig.

Bei Danzig denke ich zunächst einmal an die tiefen Neunziger, an Kassetten, an ein beeindruckendes Konzert  in den Docks mit der damals ganz frisch angesagten Vorgruppe White Zombie, an das Dynamo Open Air 1994, bei dem ein Kumpel einen von zwei in die Menge geworfenen Drumsticks fing, der dann später im Tausch gegen einen Pungent Stench-Stick aus der hamburger Markthalle zu mir kam.

Und dann denke ich natürlich an Glenn Danzigs instrumentales Düstermusik-Soloalbum "Black Aria", welches wir früher als viel zu oft verwendeten Soundtrack zum Rollenspiel Das Schwarze Auge in und auswendig kannten.

Von diesem Werk kam natürlich auch das Intro, ehe der Muskelzwerg und seine drei Musiker mächtig losrockten. Ich hatte die Band ja seit Ewigkeiten nicht mehr gehört, so dass es immer wieder diese herrlichen Ach-ja!-Momente gab, egal ob der Meister "Twist Of Cain", "Am I Demon" oder "How The Gods Kill" anstimmte.

Nach jenem Song war der Danzig-Auftritt bis auf den Abschluss "Mother" eigentlich vorbei, denn es kam ein schwarzweiß bemalter Muckibudenfreund namens Doyle auf die Bühne, mit dem Herr Danzig vor sehr sehr langer Zeit, als ich noch einen flensburger Kindergarten besuchte, in einer gewissen Punkband gespielt hat. Und so freute sich die Meute über mehr als ein halbes Dutzend Misfits-Klassiker, ehe wir mit der Jazzballade "Die, Die My Darling" in den Rest des Abends entlassen wurden.

Die Schatten wurden nun allmählich länger, und was gibt es besseres, um einen in die Dunkelheit zu geleiten als von Großmeistern ihres Fachs zelebrierten Doom?


Candlemass kamen auf die "Party Stage" und bewiesen ganz klar, warum sie die Gruppe waren, auf die ich mich dieses Jahr am meisten vorgefreut hatte. Tonnenschwere Black Sabbath-Riffs, fantastische Leadgitarren und mit Mats Levén ein herausragender Sänger, der so ziemlich alles kann, was seine Vorgänger so drauf haben. Gänsehaut! Jeder Song war klasse, und doch war ich gerade von den Stücken des letzten Albums "Psalms For The Dead" (u.a. "Prophet", der Titelsong und "Black As Time" inklusive nihilistisch philosophischem Intro) besonders angetan.
Und zum Abschluss durfte natürlich als dritter Zugabensong die Überhymne "Solitude" nicht fehlen. Ganz groß, was die Schweden da abgeliefret haben!

Wir sahen dann noch auf der Leinwand den Zugabenteil von Alice Cooper, der bei "Poison" und "School's Out" showmäßig mächtig auf den Putz haute. Das Konzert hätte ich schon gerne ganz gesehen, aber eine ärgerliche Überschneidung muss es bei den vielen Bands ja immer geben.

Es folgten u.a. noch Nighwish, Rage mit Orchester und die unvermeidlichen Dauergäste Subway To Sally. Die schenkten wir uns jedoch alle. Sicher spielten auch noch sehenswerte Bands (z.B. Meshuggah), doch wir machten uns in dem Bewusstsein, dass wir die Highlights schon erlebt hatten (und es im T-Shirt noch ziemlich klamm werden könnte) sehr zufrieden von dannen.


Und so war es wieder wie so oft in den letzten Jahren: Große Enttäuschung bei den Bandankündigen, weil die richtigen Knaller so dünn gesäht sind und immer wieder die gleichen Nasen die Hauptbühnen beschallen - und doch hat man am Ende wieder jede Menge interessante, gute und mehr als gute Shows gesehen.
Mehr Jazz in dieser Zeit geht nicht!

In der Nacht von Sonntag auf Montag habe ich also gleich das X-Mas-Ticket (Weihnachten, haha...) geordert. Über zweieinhalb Stunden Kampf und Krampf auf Metaltix.de und mein Haupthaar ist doppelt so grau wie vorher. Das, liebe Kinder, ist Jazz!

In diesem Sinne: Tschüß bis zum nächsten Jahr!


Bandwünsche, die mir gerade einfallen:

Atheist
Autopsy
Ayreon
Cynic
Dream Theater
Godflesh
James LaBrie

Motorpsycho
Psychotic Waltz
Swans
The Winery Dogs
Treponem Pal
Triptykon
Voivod

Müssen ja nicht alle sein, aber ihr wisst ja, welches die sträflich vernachlässigten Acts sind...



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 Hmmm....

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Soll ich?

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Ok, ich kann's mir ja doch nicht verkneifen...

Man merkt, dass sich nach Jahren der Hofierung der Trend in der Mainstream-Presse leicht dreht. Plötzlich spielen sich Hardcore-Szeneorgane wie der Stern oder der Fernsehsender n.tv als Hüter des wahren Wacken-Spirits auf und ziehen über die böse Kommerzialisierung her...

Früher hieß es schließlich stolz "sponsored by nobody".
Soso, ihr seid also Zeitzeugen des tiefsten "früher", welches mindestens 1991 gewesen sein muss. Denn vom Plakat und der Bühne meines ersten Wacken Open Airs 1992 (Headliner Saxon) habe ich noch deutlich ein prominentes Zigarettenmarkenlogo in Erinnerung.
Und den originalen, den echten Wacken-Geist findet man nur noch im Dorf, wenn man mit den begeisterten Bewohnern spricht? - Sorry, aber bis auf die direkt eingebundenen Leute und den örtlichen Supermarkt, der nicht zufällig einem Herrn Jensen gehörte, hat das Festival die Wackener (Gribbohmer, Holstenniendorfer...) doch anfangs gar nicht tangiert. Irgendwann war dann aber auch im Dorf mehr los und spätestens nach dem berühmten ersten Onkelz-Jahr fühlten viele Bewohner sich gestört.
Dann hat man jedoch miteinander geredet und vor allem hat man festgestellt, dass sich ja doch jede Menge Spaß haben und nicht zletzt auch Geld verdienen lässt... Und seitdem ist im Großen und Ganzen Friede, Freude, Full Metal Village.

Der wahre Wacken-Spirit ist für mich dann aber doch eher - so ungern ich es auch zugebe -, dass alle zwei, drei Jahre immer wieder Doro und Saxon spielen. ;)


In Artikeln dieser Art ist auch nach wie vor gerne vom Jägermeister-Kran (wo?) und Wet-T-Shirt-Contests (ja, wo zum Teufel denn?) die Rede. Und natürlich vom "Wrestling-Zelt", in dem komischerweise zu 95 Prozent der Zeit Musik stattfindet.

Nicht dass die Journallie nicht auch ein paar Körner finden würde (Ja, Captain Morgan und die immer gleichen Werbeschleifen nerven!), doch die meisten Sachen lassen sich ziemlich leicht auseinander nehmen.
Aber was soll's? Es geht ja doch in erster Linie darum, die Klischee-Fotostrecken mit Schlammzombies und Feuerwehrkapelle unterzubringen.


Peinlicher als jeden Pressebericht finde ich allerdings manche facebook-Seiten (siehe weiter oben) und Foren, auf denen sich jene, die keine Karte bekommen haben oder einfach schon viel zu metal sind der Lächerlichkeit preisgeben, z.B. in dem sie sich über genrefremde Besucher in weißen Anzügen und pinken Slippern aufregen...


Ich war zufällig live zugegen, als diese Fotosession stattfand, stand ein paar Meter weiter vorne. Das Bild ist also nicht, wie einige super tolerante Idioten, für die man sich als Metalfan nur schämen kann, gephotoshopt. Anders als ihr Hasskappentastaturfresser waren die Leute auf dem Gelände nämlich tatsächlich alle ganz entspannt und haben den Herrn Jan Delay nicht - wie ihr es bestimmt getan hättet - geköpft, gevierteilt und die Reste dann ausgepeitscht.

Anderseits kann ich euren Hass natürlich schon ein klein wenig nachvollziehen. Der Typ ist schließlich durch Beziehungen irgendwie umsonst reingekommen.

Und ihr habt es schon wieder nicht geschafft, vor dem frühen Ausverkauf eurer Ticket zu bekommen.

Viel Glück für 2015!