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2017-11-17

STROBE - Bunker Sessions

Nur ausgerüstet mit dem Namen der Band und dem Albumtitel habe ich neulich auf einer abendlichen Autobahnfahrt zum ersten Mal folgender aktueller Veröffentlichung aus dem Hause Sulatron Records gelauscht:


STROBE - Bunker Sessions (1994/2017)

Das Album beginnt mit einem zehnminütigen, über einem stoisch repetiven Basslauf langsam groovenden Instrumentaljam, der sofort bestätigt, dass dieses Album auf dem richtigen Label erschienen ist.
Denn "Sun Birth" klingt schon sehr verwandt mit Electric Moon, allerdings - zumindest in den ersten drei Vierteln des Stücks - eher in einer etwas geerdeteren (statt kosmischen) Variante. Ist ja auch logisch, wenn das hier offenbar in einem Bunker eingespielt wurde. Bei ein paar Gitarrenlicks muss ich ganz leicht an Fields Of The Nephilim denken.

Bei Track 2 muss ich dann plötzlich noch viel mehr an ganz frühe Fields denken. Und mehr noch an Joy Division und ihre ähnlichen, mir als Nichtauskenner unbekannten Zeitgenossen. Aber zunächst einmal habe ich ganz ehrlich überprüft, ob mein Player nicht auf Zufallswiedergabe gestellt war, so deutlich anders als der Opener klingt das dreiminütige "Into Your Skin" mit seinem Depripunkgesang.

Ok, was nun? You have my attention. Dazwischen ist schließlich eine Menge möglich. Und es kommt auch einiges. Die nächsten vier Stücke sind zwischen fünf und acht Minuten lang. Es wird also wieder etwas großflächiger, bleibt jetzt allerdings klar erkennbar im Achtziger-Jahre-Postpunk verwurzelt. Das verbindene Element zwischen allen Stücken ist vor allem das Gitarrenspiel mit zwei (oder sogar drei?) Sechssaitern, die fast ständig melancholisch melodisch umeinander flirren und dabei ganz klar die Rechtfertigung sind, diese Scheibe auf einem Psychedelic-Label rauszubringen.

"Obsession" und "Chameleon Earth" folgen beide dieser spacenden Gothicrock-Linie und ließen mich beim Ersthören gerade glauben, dass diese Richtung  wohl der eigentliche, zentrale Stil von Strobe sei, als  mit dem fünften Stück "Opium Dreams" noch eine Überraschung ausgepackt wurde.

Offenbar war nämlich auch eine Sängerin im Bunker eingesperrt gewesen, welche ihre Stimme zum Titel passend über das wieder zur vollpsychedelischen Form zurückgekehrte Instrumentarium schweben lässt. So unterschiedliche Vergleiche wie Causa Sui und das Debüt der cynic-beeinflussten Progmetaller Aghora kommen mir in den Sinn.

"Sun Death" schließt am Ende den Kreis. Rein instrumental, zwar rhythmisch nach wie vor kontrolliert, aber doch mit den krachigsten Elementen des Albums, verabschiedet sich ein insgesamt in seinem Mix etwas eigenartiges, aber durchaus stimmiges Werk.
Mein Urteil zu Strobes "Bunker Sessions" lautet also: kurzweilig, lässig düster und leicht anarchisch, sehr atmosphärisch und doch sehr direkt. Coole Mucke.


Und jetzt, nachdem ich bis hierhin getippt habe, werfe ich mal meinen ersten Blick in die Bandinfo.


Ok... britsche Band, jup, das hört man. Es sind tatsächlich drei Gitarren und alles wurde live eingespielt. Vor langer Zeit, aber nicht in den frühen Achtzigern. Nein, das Ding schlummert - warum auch immer - seit 1994 unveröffentlicht herum. Das Info sagt, die Musik könnte auch genauso gut von heute sein, zeitlos und so. Dem kann ich zustimmen. Passt sicherlich auch in viele moderne Indie- und Postrock-Sammlungen hinein.

Die "Bunker Sessions" sind sowohl auf CD, als auch limitiert auf blauem Vinyl erhältlich.

Highlights: Obsession, Sun Birth, Opium Dreams


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