Sometimes German, sometimes English. • The title of this blog used to change from time to time. • Interested in me reviewing your music? Please read this! • I'm also a writer for VeilOfSound.com. • Please like and follow Audiovisual Ohlsen Overkill on Facebook!

2017-07-30

#LBS 30|52 - spaghetti lovers


Bon appétit everyone!

Sorry, I initially wanted to post some total innocent proof of the festival I visited this weekend. But then this romantic scnene came along a moment ago...




2017-07-22

DAVID BOWIE - No PLan EP

Nach Depeche Mode könnte man meinen, dass auch das folgende kleine Review zur Kategorie "längst überfällig" zählt, schließlich erschien diese EP - zumindest digital - schon im Januar. Ich habe es hier allerdings mit der Einstellung gehalten, dass der Künstler ja nicht mehr wegläuft, und geduldig darauf gewartet, dass der Preis gerade mal so passt, um einer anderen Bestellung über die Schwelle zum freien Versand zu helfen.

Und nun war es halt soweit.

Wenn man möchte, kann man momentan ja sein gesamtes Vermögen für posthume Neu- und Wiederveröffentlichungen in Einzel- und Boxform rund um David Bowie ausgeben. Mir reichen die achtzehn Minuten dieser wohl am ehesten als "regulär" geltenden Veröffentlichung aber für den Moment.



DAVID BOWIE - No Plan EP (CD) (2017)

Die "No Plan EP" enthält vier Songs, die Bowie für das "Lazarus"-Musical geschrieben hat, in von ihm selbst eingesungenen Versionen.

Den Anfang macht "Lazarus", welches ja schon vom finalen Album "Blackstar" bekannt ist. Die vollen sechseinhalb Minuten inklusive kompletten instrumentalen Schluss. Gut so.

Die folgenden drei Stücke erinnern mich allesamt eher an Material von "The Next Day". "No Plan" emuliert den klagend melancholischen Ton von "Where Are We Now?", geht jedoch dabei eingängiger geradeaus und entwickelt mit elegischem Saxophon noch größere Majestät.

"Killing A Little Time" ist ein treibendes Stück Progrock, welches so ähnlich auch aus der Feder von Daniel Gildenlöws Pain Of Salvation stammen könnte. In der Tradition von "If You Can See Me" könnte das Stück für mich gerne noch länger sein. Düster, heavy und ereignisreich - der aufregendste und essentiellste Track der EP.

" When I Met You" ist dagegen traditionell angepsychter Bowie-Glamrock und somit der klassischte Song auf "No Plan". Gab es so ähnlich schon, ist aber auch sehr gut gemacht und hätte perfekt auf das Retro-Album "The Next Day" gepasst, z.B. statt "Dancing Out In Space".


Insgesamt ist die EP natürlich zu kurz. Dafür lässt sie sich prima mehrmals hintereinander hören. Denn auch diese Aufnahmen ändern nichts daran, dass David Bowie auf voller Schaffenshöhe abgetreten ist.

Schön, dass Du dich hiermit noch einmal gemeldet hast, alter Alien!


Highlights: Killing A Little Time, No Plan


2017-07-21

DEPECHE MODE - Spirit

Es wird Zeit, dass ich mich um das Album kümmere, welches aktuell am längsten auf ein Review von mir wartet. Da Depeche Mode allerdings zu diesen Gruppen gehören, wo jeder, den es auch nur halbwegs peripher interessiert, viele Wochen nach Veröffentlichung neuen Materials eh schon bescheid weiß, fühle ich mich heute mal nicht berufen, besonders in die Tiefe zu gehen.




DEPECHE MODE - Spirit (2LP) (2017)

Optisch läuft es: Gatefold-Hülle mit bedruckten Inlays inkl. Lyrics. Für Design und Fotografie das komplette Anton-Corbijn-Wohlfühlpaket. Da brennt also nichts an.

Die Albumlänge ist musikalisch zwar genau richtig, reicht aber auf Vinyl nur für drei Seiten, so dass Seite D mit einem Edging kommt. So etwas ist ja immer ganz schick, aber mal im Ernst: Wann kuckt man sich das eigentlich an? Ich hole meine Schallplatten aus der Hülle, wenn ich sie abspiele, und dann liegt die unbespielte Seite für gewöhnlich unsichtbar auf dem Teller.



Das Cover deutet darauf hin, dass es GahanFletcherGore diesmal inhaltlich ungewohnt politisch angehen. Das kann bei ausgesorgten Superstars gerne mal etwas nach hinten losgehen, doch trotz einiger bewusst plakativer Zeilen treffen Depeche Mode im Großen und Ganzen den richtigen Ton. Da tun sich die stets revolutionär bemühten Muse durchaus oft schwerer. Gerade der Opener "Going Backwards" ist textlich sogar richtig gelungen.


"Spirit" ist überwiegend ein düsteres Album - soweit keine Überraschung, es ist schließlich Depeche Mode -, doch wie hoffnungslos ("Fail") und aggressiv ("Scum") es ausgefallen ist, stellt in der Gesamtheit schon eine vielleicht seit Jahrzehnten nicht mehr gehörte Hausnummer dar.




Dass die Länge der zwölf Stücke nur zwei Mal die Fünf-Minuten-Grenze überschreitet, mag Radiotauglichkeit versprechen. Und natürlich findet die Band dort nach wie vor statt. Doch das Schielen nach der ganz großen Hitsingle haben sich Depeche Mode wohl bewusst verkniffen. Ich glaube nicht, dass da noch zwingendere Auskopplung als "Where's The Revolution" oder "Going Backwards" (Albumversion gefällt mir besser.) kommt. Mir klingt das alles jedenfalls sehr danach, dass der Eindruck des gesamten Longplayers im Fokus stand.

Und vor allem klingt es auch sehr sehr gut. Die Produktion lässt keine Wünsche übrig und ist befreit von Loudness War und übertriebender Kompression zweifellos die beste seit... hmmm...  "Playing The Angel"? Fett.

Eins, zwei Stücke sind vielleicht nicht ganz so stark wie der Rest, aber insgesamt wissen Performance, Sound, Songs und Atmosphäre komplett zu überzeugen.

Mein besonderer Favorit ist mit "You Move" einer der wenigen leichteren Momente des Albums. Wie dieser Beat es schafft, genüsslich den 4/4-Takt zu krümmen, ist schon extrem sexy.

Ich höre "Spirit" nun schon seit etwa drei Monaten und mir gefällt die Scheibe immer besser. Das war durchaus nicht bei jedem DM-Werk in der Vergangenheit der Fall.



Wer dieses Jahr nur ein einziges Elektro-Rock/Pop-Album kaufen möchte, der sollte... naja, der sollte nach wie vor zu "The Assassination Of Julius Caesar" von Ulver greifen. Gegen deren konzeptionelle Ultraambitioniertheit kommen die Altmeister nämlich trotz allem nicht an.

Ganz ehrlich: Ich empfehle, sich einfach mindestens zwei Scheiben des Genres zuzulegen.


Highlights: You Move, Going Backwards, Fail, Where's The Revolution, So Much Love

2017-07-18

THE POISONED GLASS - 10 Swords

Sometimes you just need a break.

There is a lot of gloomy heavy stuff in my recent music rotation. So it's a welcome change of pace between albums like the new ones from Loss, The Bug Vs. Earth, Dead Neanderthals, Laibach or Temple Ov BBV to spin something that is not only deep, dark, droning and dragging - but that's also really demanding, depressing, twisted and painful to listen to.

Enter The Poisoned Glass.




THE POISONED GLASS - 10 Swords (LP) (2016)

Having seen this experimental drone duo live in 2016 I've been interested in this album for quite a while, but never actually bought it - until there was a sale at Ritual Productions a few weeks ago. So it doesn't fall under my rule that I review mainly stuff from the ongoing year now. But this shit is just too good to keep quiet, so I will at least give The Poisoned Glass a quick shoutout.

The music mainly relies on bass BASS, organ and samples, performed in medium Sunn O))) speed. So it's a more than solid, consistent, sometimes even majestic drone. Neither the deepest, loudest nor most layered the genre has heard, but very deliberate and precise in its controlled noisiness.

The Poisoned Glass live at Roadburn
The overall impression however is one of piercing, torturous nastiness and overwhelming spiteful despair. The reason for this is mainly the almost gollum/sméagol-like, distorted and overacted, but at the same frighteningly primal vocal performance.

It requires getting used to, but I guess even after a long while you can only accustom to it to a limited extend. "10 Swords" remains a challenging, uncomfortable listening experience.

Which is perfectly fine with me. Just look at the freaking cover! This record has to hurt.

And it hurts good, very good.




Highlights: Toil And Trouble, Silent Vigil, Eels



2017-07-16

LOSS - Horizonless

"To the memory of Adrian Guerra (1980-2016)"


Am 17. Mai 2016 starb Adrian Guerra, Mitbegründer und bis Mitte 2015 Drummer und Growler des Funeral Doom Duos Bell Witch.

Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass seine Liveperformance zum Großartigsten gehört, was ich je am Schlagzeug einer Metalband gesehen habe. Die beiden bisherigen Alben von Bell Witch sind Leuchttürme des Genres, "Four Phantoms" ist ein Klassiker für die Ewigkeit, weswegen ich es folgerichtig zu meinem Album des Jahres erklärt habe.

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach Guerras Tod erschien nun das zweite Album von Bell Witchs Profound Lore-Labelkollegen Loss.

"Horizonless" ist ihm gewidmet. Und wohl selten war diese Geste würdiger und musikalisch gerechtfertigter.





LOSS - Horizonless (2LP) (2017)

Schon das Coverartwork des Doppelalbums, gestaltet von Adam Burke, auf dessen Konto u.a. auch Vektors "Terminal Redux" geht, macht klar, dass uns hier Großes erwartet. Die Umsetzung dieses in den Texten beschworenen Motivs tiefster Verweiflung und Trauer ("a starless world lost of its horizon") ist besonders in seiner vollen Gatefold-Pracht ein gewaltiger Hinkucker.

Optisch gibt es hier also die volle Punktzahl. Dazu noch ein doppelseitiges Textblatt sowie die Downloadversion des Albums, was will man mehr?

Tieftraurigen, verzweifelten, düsteren Begräbnisdoom natürlich.




"Horizonless" besteht aus fünf regulären Songs, die sich alle knapp über oder unter der Zehn-Minuten-Marke ausbreiten, sowie vier kürzeren Stücken dazwischen, die jeweils von einem Bandmitglied im Alleingang aufgenommen wurden und sich parallel zur Dramaturgie der Longtracks im Laufe des Albums immer mehr von atmosphärischen Zwischenspielen zu "richtigen" Songs mit kompletter Bandinstrumentierung entwickeln.

So beginnt Drummer Jay Lemaire diesen Reigen mit dem Stück "i.o.", welches nur aus Mandoline und einem mit Schreibmaschine getippten Text besteht (Einstürzende Neubauten lassen grüßen), während Gitarrist und Leadsänger Michael Meacham mit "Moved Beyond Murder" vollkommen okkult wird und zu dröhenden Synthies mit menschlichen Knochen die Totenglocke spielt.

Bassist John Anderson greift in "The End Steps Forth" ein Motiv des vorangegangenen Liedes "Naught" auf und lässt es mit Orgel, Bass und Drums in eine abgründige Tiefe stürzen, die ein wenig klingt wie eine bewusst unvollendete Skizze eines Skepticism-Songs.

Gitarrist Tim Lewis simuliert dann vollkommen eine komplette Band, die ähnlich, aber eben nicht genauso wie Loss klingt, und bringt nebenbei in seinen fünf Minuten mehr Text unter als jedes andere Stück beherbergt.

Diese vier Stücke ergäben alternativ auch eine interessante experimentelle EP, sind jedoch im Zusammenhang des Albums alles andere als spleeniger Selbstzweck. Sie fügen dem Gesamtwerk nicht nur neue Klangfarben hinzu, sondern passen sich auch perfekt in seinen Fluss ein.

Dabei wäre "Horizonless" auch ohne diese Beigaben schon ein angesichts seines klar abgesteckten stilistischen Rahmens (gitarrenlastiger Funeral Doom) und stets langsamen Tempos (Ausnahme: ein überraschender Blastpart am Ende des Openers "The Joy Of All Who Sorrow") ein erstaunlich vielfältiges Album.

Das mag vor allem am Gesang liegen, an dem die gesamte Band beteiligt ist. Die Basis sind zu ähnlichen Anteilen brutale Death Metal-Grunts und noch tieferes ultragutturales Gegurgel, dem man ähnlich wie bei Adrian Guerra teilweise trotz Textblatt als Nicht-Muttersprachler unmöglich folgen kann, sowie verzweifeltes Gebrülle und blackmetallisches Geschrei. Dazu gibt es spoken words, Samples, klerikale Chorstimmungen und zum Finale des Titelsongs sogar ein wenig reinen Klargesang.

Ob in den grabesschweren Riffs, den tieftraurig schönen Doppelleads oder dem weit ausholenden Drumming; instrumental passiert hier nichts, was man nicht jedem Fan von Gruppen wie Lycus und Ahab - oder natürlich Bell Witch - blind empfehlen kann.

Je nach persönlichem Horizont lassen sich natürlich auch Brücken zu melancholischen Finstermusikkapellen aus anderen Genres bauen. So muss ich z.B. mal hier an Kayo Dot oder dort an Mono denken, auch wenn man Loss wohl kaum in die Advantgarde- oder Postrockschublade stecken kann.

Entscheidend für die besondere Qualität dieses Albums sind zwei Faktoren:
Zum einen ist da das schiere Niveau jeder einzelnen Passage. Kein Ton ist hier ungewollt oder Füllmaterial. Jeder Saitenschlag ist wohldurchdacht, jedes Riff auf diesem langen, langsamen Album ein Kracher.
Zum anderen ist da die Summe der Einzelteile, in der sich ein überragender dramatischer Bogen über die gesamte Laufzeit des Albums spannt.

Und dass die großräumige Produktion ebenfalls tadellos ist - ein Schlagzeug kann so wunderbar klingen! -, hilft natürlich auch.

Die Arbeit an "Horizonless" hat sich über viele Jahre hingezogen und man merkt, dass dies nicht alleine der Langsamkeit oder fauler Däumchendreherei geschuldet ist, sondern dass hier wirklich konsequent alles ausgesiebt wurde, was nicht das Goldene Doomhorn  verdient hat, dass Loss wirklich den Willen hatten, hier etwas Gigantisches zu schaffen.

Diese Mission ist geglückt.

"Horizonless" spielt locker auf Augenhöhe von "Four Phantoms". Vielleicht sogar darüber, aber wer mag dies entscheiden? Ein wuchtiges, tief emotionales Meisterwerk, welches einem mit auf eine Reise durch die absolute Dunkelheit nimmt.

Dagegen kommt mein zweitliebstes Doomalbum des laufenden Jahres, "Heartless" von Pallbearer, tatsächlich fast wie fröhlicher Kindergeburtstag daher. Naja, fast.


Eines aber ist unbestreitbar: Mehr Doom als Loss geht nicht.




Highlights: Horizonless, Naught, The Joy Of All Who Sorrow, All Grows On Tears




#LBS 28|52 - autobahngestrypp



I don't envy those who have to stand in traffic for hours every week or day. Sucks big time.


2017-07-09

#LBS 27|52 - spider slug


Today was a shitty day. The weather was great and I wanted to do some work upon the roof of the house. Everything was prepared and I was already on the lower roof, but from there I just couldn't position the ladder in a way I felt save enough to go further. Canceled the whole operation. Still annoys the fuck out of me.

At least I discovered a slug hanging on a thin string of slime before I gave up.



2017-07-08

ULVER - The Assassination Of Julius Caesar

Wo ich hier gerade das Thema Kraftwerk hatte, bleiben wir doch mal bei - zumindest großteils - elektronischer Musik.

Genau wie neulich beim Debüt von Temple Ov BBV geht es wieder um ein Album, welches ich bereits in sonntäglicher Roadburn-Aufführung erlebt habe, nämlich den neuesten Streich der Norweger Ulver.






ULVER - The Assassination Of Julius Caesar (LP) (2017)

Wer bei einem Musikwerk mit dem Titel "Die Ermordung Julius Cäsars" dagegen wettet, dass es sich um ein Konzeptalbum handelt, der hat natürlich ganz schlechte Karten, das ist klar. Die Art des hier präsentierten Überbaus ist aber gar nicht so einfach zu fassen. Oder besser gesagt: sie ist zwar durchaus wirksam, aber schwer überzeugend in einer Rezension zu vermitteln.

Ulver spannen hier ganz weite Bögen: von Kaiser Nero zu Prinzessin Diana, von gothischen Villen in Louisiana zur Küste der Normandie am D-Day. Zum Mond wandert das Album und immer wieder nach Rom, um am Ende nach Hause, nach Norwegen zu kommen.
Vergänglichkeit und Wiederkehr sind die zentralen Themen dieser von historischen und kulturellen Verweisen schwangeren, ungewöhnlichen, aber sowohl im lyrischen Detail als auch im Gesamtbild äußerst stimmigen Annäherung an die Conditio Humana.

"We all must carry Rosemary's Baby"

Zu diesem Gesamtbild gehört auch ausdrücklich das schwere, mit großformatigen historischen Fotos, Gemälden und Grafiken in gold auf schwarz veredelte Booklet. Die Gestaltung des Albums könnte nicht schöner sein.


Das alles ist natürlich für die Katz wenn die Musik nicht stimmt, aber da fängt die Kunst hier erst richtig an. Nachdem ich "The Assassination Of Julius Caesar" ein paar mal im Stream gehört hatte, habe ich die Scheibe zunächst als "besseres neues Depeche Mode-Album" bezeichnet. Das ist zwar gar nicht ganz verkehrt, allerdings auch unzureichend und nicht ganz fair, da ich zu dem Zeitpunkt das neueste Baby von Martin Gore und Co. noch nicht komplett kannte und letztendlich auch nur ein paar der acht Tracks tatsächlich stilistisch vergleichbar sind.

Ulver live at Roadburn 2017
Die Letztes-Jahrhundert-mal-Black-Metal-Band Ulver hat ja zahlreiche musikalische Metamorphosen hinter sich, von denen Ausflüge in Ambient, Folk, Trip Hop, Gothic, Psychedelic Rock und Klassik nur ein Ausschnitt sind.

Auf diesem Album spielen viele dieser Erfahrungen hinein, in erster Linie handelt es sich aber trotz Gitarren, Percussions und gelegentlichem Saxophon um ein von Synthies und künstlichen Drums dominiertes Elektro-Werk. Oder genauer gesagt um ein zutiefst melancholisch Artrock-Album, welches mit den Mitteln elektronischer Musik arrangiert wurde.

Die Rolle des Gesangs und eingängiger Melodien sind sehr wichtig, doch der anfängliche Verdacht, es hier mit einer handlichen Packung zumindest instrumental radiotauglicher Pophäppchen zu tun zu haben, verfliegt spätestens, wenn das pumpend groovende zweite Stück "Rolling Stone" in eine sperrig-chaotische Elektrofreejazzknüppelverlängerung geht.

Nach diesem früh plazierten anstrengendsten Brocken herrscht aber vor allem unwiderstehliche, doch nie flache Eingängigkeit. In der Dichte und liebevollen Ausarbeitung der Songs kann man eigentlich nur kritisieren, dass es vielleicht manchmal fast zu perfekt wird. Ulver agieren ohne Frage nicht mehr und nicht weniger als auf Weltklasseniveau.

Von der unerwarten Tanzeinlage in "So Falls The World" bis zum finalen Trance-Jam-Finale vom introspektiv beginnenden "Coming Home" ist "The Assassination Of Julius Caesar" einfach ein ebenso ohrwurmreiches, süchtig machendes, wie auch intellektuell inspirierendes Meisterstück.

Wir sehen uns also voraussichtlich am Jahresende weit oben in der Liste meiner Lieblingsalben wieder. Zumindest im Genre kann ich mir kaum vorstellen, noch auf etwas zu stoßen, was hieran kratzen kann.

Fabelhaft!



Highlights: So Falls The World, Transreverbation,Nemoralia, Coming Home



spamspamspamspamspam

Recently there's a new wave of blogger spam. Just a little insight  in why I moderate all comments (not that I get that many real comments here anyway):




All those bot comments aren't connected to any email or linking to any site.

So WTF is even the point here? Guess I'll never know.


2017-07-07

KRAFTWERK - Die Roboter

Ich habe mir heute Abend, am 7.7.2017, eine 7" im Supermarkt gekauft.




KRAFTWERK - Die Roboter (7") (2017)

Tja, da konnte ich doch mal wieder nicht widerstehen und bin auf den Gimmick-Trick angesprungen. Den Musikexpress, eigentlich tendentiell eher so Fachblatt für Interessiertmichnicht, Ganznett, Achnö, Kennichnicht und Willichauchnichtkennenlernen (ok, das ist unfair, eigentlich beschäftige ich mich so wenig mit der Zeitschrift, dass ich das gar nicht wissen kann) hat in der aktuellen August-Ausgabe (der fängt auch immer früher an) zusätzlich zur üblichen Interessiertmichnicht-CD eine exklusive Kraftwerk-Single als Kaufargument aufgeboten.

Es ist natürlich - wie bei den Großmeistern der popkulturellen Selbstmusealisierung nicht anders zu erwarten - keine Neukomposition, an die eh kein Mensch mehr glaubt, sondern eine Neueinspielung von "Die Roboter".
Oder genauer gesagt ein Singlemix der "Roboter"-Version aus der umfangreichen (und mir gerade zu kostspieligen) Retrospektive "Der Katalog 3-D", welche in der größten Variante alle Stücke der Studioalben ab "Autobahn" enthält, so wie Kraftwerk sie auf den aktuellen 3D-Konzerten (wie z.B. in Hamburg) spielen.

Das Arrangement ist an sich recht nah an der renovierten "The Mix"-Version, nur hier natürlich mit nicht einmal halber Länge stark verdichtet. Es kann Einbildung sein, aber ich habe außerdem das Gefühl, dass das Stück ein bisschen schneller geworden ist. Auf jeden Fall klingt es trotz seiner musikhistorischen Überpräsenz immer noch erstaunlich frisch.

Insgesamt ist die Single zwar nicht wirklich notwendig, tut aber anderseits auch ganz und gar nicht weh. Ich habe bisher eh nur die englischsprachige Originalversion auf Tonträger, von daher war's für mich ein ziemlicher No-Brainer.

Eine B-Seite gibt es leider nicht, aber so ein stilechtes Edging ist ja auch immer ganz nett.




Das Heft enthält einen recht informativen Kraftwerk-Artikel inklusive eines der seltenen Interviews mit Ralf Hütter. Es hat den Schreiberling nur zwanzig Jahre gekostet, es zu bekommen. Umso seltsamer, dass das Gespräch scheinbar mittendrin abzubrechen scheint. Soll das so sein? Wird es noch fortgeführt?


Und so sah es bei mir übrigens aus, als ich die Single vom Magazincover abgelöst hatte:

 
Ähem.


Highlight: Die Roboter (Na, wer hätte da gedacht?)




2017-07-04

BLUES PILLS und DEWOLFF live im Orange Club, Kiel (02.07.2017)

Blues Pills

Das leidige Thema "Künstler, die nicht nach Norddeutschland (und ich meine das richtige Norddeutschland) kommen" blitzt hier ja zwangsläufig einigermaßen regelmäßig auf. Eine betroffene Band des vergangenen Jahres waren ausgerechnet die sonst so gastspielfreudigen  Blues Pills, welche ihr Album "Lady In Gold" leider nur in der von hier aus gefühlten Peripherie Bayerns vorstellten. Und kommt mir jetzt nicht mit diesem All-inklusive-Metal-Hammer-Seniorenwohlfühlfestival irgendwo an der Ostsee! Das zählt nicht.

Umso positiver war ich überrascht, dass die Band nun doch auf ihrer Sommertour einen Clubgig in Kiel einschob. Das war nebenbei auch ein ganz guter Trost für das von mir aus einer Kombination von zu wenig Zeit, Sparsamkeit und keinen Bock auf Camping ausgelassene Kalifornia Crossing Festival an diesem Wochenende.

Ort des Geschehens war der Orange Club in der Traum GmbH, ein ziemlich stimmungsvoller Laden mit apartem Grundriss, in dem ich vorher noch nie gewesen war. Auf jeden Fall eine interessantere Location als das nur ein paar Fußminuten entfernte Max, in dem ich die Gruppe zuletzt gesehen hatte.


DeWolff

Eine Frage muss man nicht nur angesichts des Headliners stellen:

Wo kommen eigentlich diese ganzen blutjungen 60s und 70s-Bluesrockbands her? Im Fall des Supportacts des Abends lässt sich die Frage mit "aus Holland" beantworten. Das Trio DeWolff muss auch schon bei einem Durchschnittsalter von vielleicht vierzehn Jahren angefangen sein und hat seit 2009 schon eine überaus stattliche Diskographie produziert.

Eher ungewöhnlich ist das Fehlen eines Bassisten, die Hammond und andere Keyboards hauen dafür umso wuchtiger rein. Vom urzeitlichen Gitarrenamp bis zur klapprigen Schlagzeughardware Marke Notenständer aus dem Schul-Musikraum - DeWolff ziehen das Retro-Ding wirklich sehr konsequent durch. Ich hatte mal überhaupt keine Hausaufgaben gemacht und dachte zunächst, die Band würde in erster Linie einigermaßen knackig ohrwurmige Bluesrock/Boogie-Stücke mit Spätsechziger-Psychedelikeinschlag spielen, doch weit gefehlt - zeitweilig uferte das Set in weite, aber atmosphärisch dichte Instrumentalstrecken aus, die auf ihrem Höhepunkt sogar einen regelrechten "Valentyne Suite"-Vibe verströmten.

Es gab zwar auch die eine oder andere Passage, die mich nicht ganz so abholte, aber insgesamt waren DeWolff ohne Frage ein exzellenter Opener für den Abend.


Blues Pills
Blues Pills

Blues Pills fackelten nicht lange und ließen mit dem Doppelpack aus "Lady In Gold" und "Little Boy Preacher" das Energieometer gleich an die Decke gehen. Sofort wurde klar, dass das Zusammenspiel und vor allem die Chemie in der mittlerweile mit zusätzlichem Organisten / Gitarristen fünfköpfigen Band nicht besser sein könnte. Gesangsflummi Elin Larsson stand wie immer klar im Zentrum des Geschehens. Die schuhallergische Schwedin wird mit ihrer niemals stillstehenden und manchmal etwas sonderbaren, aber dadurch umso sympathischeren Art immer mehr zum Superstar der Herzen.
Ihre Stimme muss ich nicht extra erwähnen, oder?

Also eigentlich alles wie gehabt. Da ich neulich das komplette Video der Show auf dem Rock Hard-Festival gesehen hatte, gab es auch in der Setlist für mich keine Überraschung. Die muss es ja auch nicht geben, wenn another day in the office schon so gnadenlos gut ist. Das Set bestand relativ ausgewogen aus Stücken des Debüts und natürlich von "Lady In Gold". Letztere Songs brachten in Vergleich zum früheren Programm noch einmal eine gute Dosis zusätzlicher stilistischer Farbtupfer, auch wenn mangels Chor der starke Souleinschlag des Albums der klassischeren Rock'n'Roll-Attitüde weichen musste.

Aber anders als im Studio klingen die Blues Pills ja ohnehin immer, das ist schließlich eine der zentralen Stärken der Gruppe. Fast alle Lieder sind live länger, z.T. erheblich länger, und was während der Jam- und Solostrecken genau passiert, liegt ganz in der momentan Eingebung von Saitenmystiker Dorian Sorriaux. Auf jeden Fall wird man in den seltensten Fällen sehen, dass die Frontfrau eine echte Pause macht, wenn sie nicht singt. Stattdessen tanzte und tamburinte sie so wild, dass man das Instrument ein paar Schellen verlieren sah.

Insgesamt sind die Blues Pills einfach atemberaubend gut und eine höchst wirksame Medizin für beste Laune. Schade fand ich nur, dass vor "Gone So Long" die auf der von mir verpassten Tour noch gespielte Ballade "I Felt A Change" fehlte. Zur Entschädigung begann die Zugabe dafür allerdings mit dem unwiderstehlich abgehenden Jefferson Airplane-Cover "Somebody To Love".

Und selbst am abschließenden "Devil Man", dem einen Song, der mir eigentlich über ist, wurde irgendwie so magisch gedreht, dass er mir plötzlich wieder richtig gut gefiel.

Fazit: Lasst die Hasser hassen. Blues Pills gehören immer noch zum heißesten Live-Scheiß unserer Zeit.

Im September spielen sie für lau auf dem Hamburger Rathausmarkt. The Vintage Caravan sind auch dabei... nicht auszuschließen, dass ich da auch wieder aufschlage.



DeWolff:













Blues Pills: