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2015-10-19

PARADISE LOST und LUCIFER live im Gruenspan, Hamburg (18.10.2015)


Paradise Lost

Was Paradise Lost so machen, habe ich seit einer kleinen Weile nicht mehr wirklich verfolgt. Will sagen, mein neuestes Album der Briten ist der Klassiker "Gothic" von 1991.  "Shades Of God" (1992) und "Icon" (1993) - oder vielleicht doch nur eines von beiden - hatte ich damals aber immerhin noch auf böse raubkopierter Kassette.

Live habe ich sie noch nie gesehen - glaube ich. Sie waren zwar genau wie ich auf dem Dynamo Open Air 1995, aber ich kann mich tatsächlich nicht erinnern, ob wir uns getroffen haben.

Ich bin also insgesamt ein bisschen raus, habe allerdings mitgekommen, dass das aktuelle Album "The Plague Within" in Teilen erstmals wieder Death Metal inkl. Growlgesang enthält. Als Anreiz, das Konzert in Hamburg zu besuchen reichte das allerdings nicht aus, zumal die Band ja nächsten Jahr ohnehin auf dem Roadburn eine spezielle Show spielen wird, welche einzig aus dem kompletten "Gothic"-Album plus ganz neuen Stücken bestehen soll.

Warum also vorher noch ins Grünspan?
Die Antwort heißt Lucifer.

Lucifer


Als ich die Band um Johanna Sardonis (ex-The Oath) und Garry Jennings (ex-Cathedral) zuletzt im April sah, umfasste ihre Diskographie ja erst eine 7"-Single und ihre gemeinsame Bühnenerfahrung eine handvoll Gigs. Inzwischen haben Lucifer u.a. die Vereinigten Staaten betourt und natürlich ihr Debütalbum herausgebracht, was mir große Laune machte, sie mir ein weiteres Mal zu gönnen.

Die Gruppe hatte von Anfang an einen super Sound (insbesondere die Drums klangen besser als später beim Headliner) und konnten mich mit ihrem Traditionsdoom wieder voll überzeugen. Tendentiell gilt bei Lucifer allerdings "je langsamer desto besser". Das absolute Highlight war für mich jedenfalls "Sabbath", während die etwas hardrockiger angelegten Stücke das Niveau manchmal ein bisschen abflachten. Insgesamt war es aber ein toller Auftritt, in dessen Mittelpunkt natürlich wieder die eigenwillige Stimme der Sängerin stand.

Ich fand es überzeugend, und auch der größte Teil des restlichen schon anwesenden Publikums war der Band gewogen. Stimmungsmäßig kam es gegen die frenetisch gefeierte Show in der intimen Enge der Stage01 auf dem Roadburn Festival natürlich nicht an, doch als Support im Vorprogramm einer vielfäch dienstälteren Institution wie Paradise Lost war das schon ok und hat Lucifer sicherlich einige neue Hörer beschert.


In der Umbaupause lief interessante zwischen Rock und Filmscore pendelnde Musik, die mich an Zombi erinnerte und ich lernte zum ersten Mal, dass es durchaus nützlich sein kann, mit einem Smartphone-Besitzer (Yep, ich habe keines und bin trotzdem nicht neidisch auf Flüchtlinge!), der wiederum eine Musikerkennungs-App besitzt, unterwegs zu sein. Aber vielleicht wäre ich auch noch so darauf gekommen, dass es sich um das aktuelle Album von John Carpenter handelte.
Verdammt. Könnte sein, dass ich dass auch noch haben wollen müssen könnte.

Doch zurück zum Livegeschehen:

Paradise Lost

"If you don't like the album you're in for a very shitty evening."

So sprach Nick Holmes, und tatsächlich spielten Paradise Lost eine großzügige Portion von "The Plague Within", was mir persönlich auch ganz gut passte, da mir diese oft aggressiveren Stücke tatsächlich am besten gefielen, allen voran der zäheste Schleicher der Bandgeschichte "Beneath Broken Earth", dem nur noch die mächtige Orgel fehlt, um als Skepticism-Song durchzugehen. Sehr geil!

Zwischen den deathmetallischen neuen Stücken gab es natürlich auch noch eine Menge eher catchierer Klassiker, die gerade in der Kombination mit dem derberen Zeug auch sehr gut funktionierte. Ich muss zugeben, dass ich nach wie vor zu den Leuten gehöre, denen viele Stücke mit Growls statt cleanem Gesang besser gefallen würden und es für mich da schon ein paar kleine Spannungshänger gab. Doch im Großen und Ganzen war die Setlist diesbezüglich vorbildlich ausbalanciert.

Ein frühes Highlight im Programm war der Titelsong von "Gothic", bei dem mit Orchester und Operngesang natürlich eine Menge Begleitung aus der Konserve kommen musste.
Für die Tour verständlich, hoffe ich doch, dass beim "Gothic"-Jubiläumsset nächstes Jahr zumindest eine Sängerin aus Fleisch und Blut dabei sein wird. 

Fazit: Ein überzeugendes Konzert, vor allem wenn ich bedenke, dass mir ja kaum Songs näher vertraut waren. Man hat ja schon mal gelesen, dass Shows von Paradise Lost langweilig, zu kurz oder was auch immer gewesen sein sollen. Zumindest in Hamburg anno 2015 kann ich das überhaupt nicht bestätigen.

Bleibt nur die Frage, was sich der örtliche Veranstalter dabei gedacht hat, ausgerechnet bei diesem nicht gerade stagediving- und saalzerstörungsverdächtigen Package eine Barriere aufzustellen.
Die Energie hätte man besser nutzen können, z.B. um den stickigen Saal mal ein wenig durchzulüften.


Zum Abschluss noch ein paar diffuse Trashcambilder:

 Lucifer:






Paradise Lost:











 

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