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2015-09-20

MAIDEN UNITED - Remembrance

Schallplatten zu hören, hilft nicht nur dabei, die eigene Wertschätzung für Musik zu steigern.
Nein, man lernt es auch zu schätzen, den Tonträger überhaupt in den Händen zu halten, da es durch die große Auslastung der Presswerke regelmäßig zu Verzögerungen kommt.

Das (zumindest auf Vinyl) neue Album von Maiden United ist in dieser Hinsicht mal ein ganz spezieller Fall, bei dem gleich mehrere Dinge blöd gelaufen sind.

Doch mehr dazu später...
 



MAIDEN UNITED - Remembrance (black vinyl + pink vinyl + CD) (2015)

Das von Bassist Joey Bruers und Within Temptation-Gitarrist Ruud Jolie gesteuerte, akustische Iron Maiden-Tributprojekt legt mit "Remembrance" bereits seinen dritten Longplayer seit 2010 vor.
Während die Positionen an Schlagzeug und Klavier gerade live immer mal rotieren, ist als weitere Konstante und als charismatisches und stimmgewaltiges Gesicht der Band auch hier wieder Threshold-Sänger Damian Wilson mit von der Partie.

Natürlich wird es konzeptionell mit jedem Album enger, da das Gros der Jungfrauen-Klassiker irgendwann abgefrühstückt ist.
Nachdem auf "Mind The Acoustic Pieces" das komplette "Piece Of Mind"-Album gecovert wurde und "Across The Seventh Sea" mit einer bunten Achtziger-Jahre-Mischung mit leichtem Schwerpunkt auf "Seventh Son Of A Seventh Son" überzeugte, hat die Band es auf dem dritten Album auf jeden Fall noch einmal geschafft, eine stimmige Songauswahl zusammenzustellen.

Die komplette A-Seite besteht mit "Strange World", "Charlotte The Harlot", "Killers", "Remember Tomorrow" und "Burning Ambition" (B-Seite der "Running Free"-Single) aus der Zeit der der ersten beiden Maiden-Alben.

Und auch auf der zweiten Seite sind nur zwei Stücke vertreten, die im Original von Bruce Dickinson eingesungen wurden, einer davon "Aces High" - großartig eingesungen von "The Voice Of Holland 2013"-Teilnehmer Wudstik und Sopransängerin Marcela Bovio, die mich dieses Jahr schon in Wacken als Partnerin von Anneke van Giersbergen bei The Gentle Storm zu beeindrucken wusste.

Wudstik, der Metalfans auch schon durch seine Beteilung an Ayreons "01011001" ein Begriff sein könnte, hat übrigens für Maiden United auch eine alternative Version von "The Evil That Men Do" eingesungen. Jene findet sich auf der Single zu "Strange World", welche es bereits bei Vorbestellung des Albums als Download gab, und welche auch der LP noch einmal als Bonus-CD beiliegt.

Der andere Song aus der Dickinson-Zeit ist "Still Life" und war natürlich bereits auf dem Debüt von Maiden United vertreten. Dass er nun noch einmal auftaucht, ist allerdings nicht als Mangel von Kreativität zu werten, sondern wohl der Gelegenheit geschuldet. Marcela Bovio spielt nämlich auch Geige und wertet den Song im Vergleich zur Version von 2010 deutlich auf.

Eine weitere Wiederverwertung stellt "Prowler" dar, der einzige Paul Di'Anno-Maiden-Song, der bereits auf dem Vorgängeralbum zu hören war, diesmal jedoch nicht von Damian Wilson, sondern von Di'Anno himself eingesungen wurde. Stimmlich ist der ewige Ex-Maiden-Sänger zur Zeit exzellent drauf, allerdings hätte er es für diese Akustikinterpretation auch durchaus weniger rau und eine Ecke ruhiger angehen können.

Gefallen tut es mir aber trotzdem. Der einzige Song, mit dem ich nicht so recht warm werden möchte, ist zum Glück auch der kürzeste, nämlich "Burning Ambition", da ich der Stimme von Huub van Loon einfach nicht so viel abgewinnen kann.

Ja, Damian Wilson hat diesmal ziemlich viele Leadgesänge abgegeben und ist tatsächlich nur auf fünf der insgesamt neun Tracks zu hören. Er bleibt aber dank seiner unglaublich guten Performance auch bei nur knapper Überzahl nach wie vor die Hauptstimme und Seele von Maiden United - live ja sowieso.

Wer genau gelesen und nachgerechnet hat, wird feststellen, dass noch ein nicht von Wilson dargebrachtes Lied fehlt. Dies ist wohl die größte Überraschung, da es sich mit "Futureal" um eine Komposition aus der nicht so populären und mir persönlich so gut wie unbekannten Maiden-Phase mit Blaze Baley handelt. Als Sänger wurde - man ahnt es bereits - Blaze Baley gewonnen, so dass ich auf an der B-Seite von "Remembrance" tatsächlich zwei waschechte Originalsänger beteiligt haben.




Der Sound und die instrumentalen Arrangements sind wie gewohnt fantastisch. Im Mittelpunkt stehen erneut Akustikgitarre (bei "Killers" als einziges Intrument), Klavier und Mandoline.
Die Rhythmussektion findet stets das richtige Maß zwischen druckvollem Groove und vornehmer Zurückhaltung.

Als Alleinstellungsmerkmal gegenüber den vorigen Alben, sowie als Kitt, der hilft, "Remembrance" trotz zahlreicher verschiedener Sänger zusammenzuhalten, ist auf über der Hälfte des Albums als weiteres prägendes Element eine Hammond-Orgel dabei.

Was soll ich sagen? Auch wenn die Songauswahl von "Across The Seventh Sea" in meinen Ohren nicht zu toppen war, legen Maiden United hier wieder ein weiteres Lehrstück für alle Cover- und Tributkünstler hin. Ich liebe diesen Sound einfach. Auch wenn das Original natürlich derzeit mit "Book Of Souls" herrscht - in den letzten Jahren habe ich ehrlich gesagt viel mehr Maiden United als Iron Maiden selbst gehört.

Fehlt eigentlich nur, dass die Unplugged-Jungfrauen sich für die anstehende Tour noch spontan "Empire Of The Clouds" raufschaffen. Oder auch ein kürzeres neues Stück. ;)



Und nun zur Maiden United-Edition von "Pleiten, Pech und Pannen":


Zunächst einmal wurde die LP nicht rechtzeitig zur Release-Show fertig. Ein Schicksal, welches zwar ärgerlich ist, das derzeit aber wohl sehr viele Bands teilen. Ich denke da nur an Liserstille, die in Kiel ja nicht einmal CDs anbieten konnten und deswegen nur Download-Karten dabei hatten.

Als die 180-Gramm-Schallplatte dann schließlich eintraf, hatte der Farbton leider so gar nichts mit den Vorstellungen der Band und dem Coverartwork zu tun. Man entschied sich, das Album in einer sichereren schwarzen Version nachpressen zu lassen.
Und zusammen mit einer Postkarte, auf der die Band sich für die Verzögerung entschuldigt, legte man für die Vorbesteller auch gleich eines der Mängelexemplare bei.

Gemeinsam mit der Bonus-CD-Single und der Downloadkarte für das Album ist da also ein ganz großzügiges Package zusammengekommen.

Nun kommt aber die bittere Pointe: Wenn ich mir nämlich mein Exemplar so anschaue, würde ich die leichtere schwarze LP viel eher für die Fehlpressung halten, da sie sehr unsauber ausgeschnitten ist, am Rand splittert und sich so auch durch die Hülle gefressen und entsprechend mit Papierstaub vollgekrümelt hat. (Ja, dies ist die Platte, die ich in meinem Record Butler-Review erwähnt habe.)

Die Pressung in marmoriertem Schweinchenrosa sieht an sich hingegen super aus und ist klanglich gleichwertig. Die Farbe hat halt nur keinen Bezug zum sonstigen Layout.

Vielleicht hätten Maiden United auch einfach darüber hinwegsehen können. Nuclear Blast Records hindert ja auch nichts daran, jedes Album ihrer Labelzugpferde im kompletten Spektrum des Regenbogens herauszubringen, auch wenn keine einzige Farbe zum Cover passt.
Anderseits wäre es bei der Fanfreundlichkeit von Ruud Jolie und Co. natürlich generell ein Rückschritt, sich Nuclear Blast als Vorbild zu nehmen.
 

Anspieltipps: Remember Tomorrow, Aces High, Charlotte The Harlot, Still Life '15


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