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2015-03-14

THE NEAL MORSE BAND + BEARDFISH live in der Markthalle, Hamburg (13.03.2015)



Gestern war es mal wieder soweit: Progfans aus aller Welt pilgerten in die Markthalle, wo zwei Jahre nach der "Momentum"-Tour mal wieder der Meister Neal Morse aufspielte, wenn auch diesmal unter der Bezeichnung The Neal Morse Band, was ich ja schon im Review zum aktuellen Album erläutert habe - und was sich auch live niederschlagen sollte...

Doch zunächst einmal zur Vorband:

Ich hatte von den Schweden Beardfish zwar schon mal hier, mal da ein Stück gehört, wusste also in etwa was mich stilistisch erwartet, doch wirklich auseinandergesetzt hatte ich mich mit der Gruppe bisher nicht. Schande über mich!
Beardfish spielen Progrock im sehr geerdeten und deswegen auch manchmal dreckigen Retrogewand, mit großem Gespür für die richtige Balance zwischen Ohrwurm und Spielerei. Vieles klingt viel straighter als es eigentlich ist - oder umgekehrt?
Irgendwo zwischen Haken und New Keepers Of The Water Towers für mich.

Auf jeden Fall habe mich die allesamt sehr ausschweifenden Stücke durchweg begeistert. Insbesondere das Normalerweise-Instrumental "Coup de Grâce" war ein Highlight. Und mit seinem plötzlichen, sehr hohen Aaaaah-Gesang in einer Passage hat es der ohnehin versatile Sänger tatsächlich geschafft, den größten Gänsehautmoment des Abends rauszuhauen.

Ansonsten gibt es als i-Tüpfelchen zur hervorragenden Musik noch das seltsame Stageacting des Bassisten, welcher - so nehme ich an - extra in Socken spielt, um seine Moves besser performen zu können.

Daumen hoch!

Setlist:
  •  Hold On
  • Comfort Zone
  • Coup de Grâce
  • If We Must Be Apart (A Love Story Continued)
  • Ludvig & Sverker






Und dann kam die Neal Morse Band, die korrekterweise eigentlich The Neal Morse Eric Gilette Bill Hubauer Randy George Mike Portnoy Band heißen sollte, so sehr agieren die fünf Musiker auf Augenhöhe.

Gleich nach dem Intro der Einstieg mit der A Capella-Harmonie von "The Call": Wow! Da wüsste man als Neuling schon über das Niveau des Abends bescheid, noch bevor überhaupt ein Instrument benutzt wird. Und dann dieser tolle Song. Randy George setzt starke Akzente mit dem Bass und auch der Vergleich von Gilette mit John Petrucci wird schnell bekräftigt. Man muss nur während seinem Solo die Augen schließen und schon ist die Illusion perfekt.

Im Verlauf des etwa zweieinhalbstündigen Sets wurde neben neuen und alten Morse-Songs auch seine Vergangenheit bei Spock's Beard gewürdigt, und in dem Teil der Show, wo er an jedem Abend der Tour ein Lied solo auf der Akustikgitarre spielt, hatte er sich diesmal von Transatlantic "Rose Colored Glasses" plus das Finale von "The Whirlwind" ausgesucht.

Diesem folgte die Ballade "Waterfall", bei dem sich Bill Hubauer (hier auch an der Akustikgitarre sowie der Klarinette), Morse, Portnoy (nur mit Tamburin) und Gilette die erste Reihe teilten und auch live mit einem sensationellen Harmoniegesang beeindruckten.

Besonders hervorheben muss ich auch "Alive Again", nicht nur weil der schon in der Studioversion siebenundzwanzig Minuten mächtige Opus an sich schon der neue "Stranger in Your Soul" ist.
Nein, die in eben jenem Transatlantic-Song gerne gepflegte Tradition des Instrumententausches im Laufenden Lied wurde hier in einer Erweiterung irgendwo in der Mitte wieder aufgegriffen und absolut auf die Spitze getrieben:
Zunächst einmal übernimmt Neal Morse das Schlagzeug von Mike Portnoy. Soweit, so bekannt. Jener schnappt sich für eine ganze Weile den Bass und gibt dabei den Präsentator für eine ganze Reihe von Soloeinlagen: Eric Gilette am Keyboard, Bill Hubauer an der Gitarre, Eric Gilette am Schlagzeug mit einer Performance, welche zeigt,  dass er dieses Gitarren-Ding notfalls auch den Nagel hängen könnte. Der Mann hat ja der legende nach seinerzeit auch auf allen Instrumenten für Neal Morse vorgespielt. Man könnte auch sagen, Mike Portnoy ist faul geworden und delegiert jetzt schon seine Drumsoli.

Was kann danach noch kommen? Klar, wenn man noch eine Steigerung braucht, dann lässt man die coolste Sau der Band, Randy George, einfach simultan ein Gitarren- und Keyboardsolo spielen!
Reicht nicht? Ok, dann kniet sich der Herr eben hin für den heiligen Gral der Prog-Nerds: das handgespielte Bass-Pedal-Solo! Und so ein paar Takte John Deacon hat man ja eh immer gerne.
(Ich war nebenbei erwähnt übrigens neulich geburtstagsbeschenkt in der Queen-Planetarium-Show "Heaven". Kann man gut mal anschauen. Mit dem Weltraum- und Bewegungszeug kommt 3D-Kino nicht mit...)

Als Zugabe kam danach noch ein großes Medley mit Stücken, bei denen man als Atheist Form vor Inhalt stellen muss, aber musikalisch kann man ja auch "Oh Lord My God" und "King Jesus" nichts anhaben.

Es hilft natürlich auch sehr, dass Neal Morse einfach ein unendlich sympathischer Charakter ist. Ich kenne wenige Musiker, die ähnlich viel Freude an der Musik ausstrahlen. Und Hugs hat er auch verteilt. Mit umgeschnallter Gitarre mitten im Publikum, in der vollen Markthalle. Das gab wohl ein paar Selfies, wegen denen die Smartphones nun mit goldenem Rahmen an die Wand gehängt werden.

Und den Goldrahmen hat dieses Konzert auch verdient. Vielen Dank die Herren!


Setlist:
  • The Call
  • Leviathan
  • The Grand Experiment
  • Harm's Way / Go The Way You Go
  • Keyboard Solo (Bill Hubauer)
  • The Creation
  • Rose Colored Glasses / The Whirlwind
  • Waterfall
  • Guitar Solo (Eric Gilette)
  • In The Fire
  • Alive Again
  • Rejoice / Oh Lord My God / Jet / Reunion / King Jesus























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